Nachbericht Party.San 2012
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- Veröffentlicht: Samstag, 29. September 2012 18:06
Endlich war es wieder so weit, das Party.San Wochenende stand vor der Tür. Wir haben unsere Eindrücke von einem unserer Lieblingsfestivals aufgeschrieben und wünschen euch viel Spaß beim Lesen und Kommentieren.
Donnerstag
Da wartet man das ganze Jahr auf das PSOA und kaum ist es da, ist es auch schon wieder ratzfatz vorbei. Es war selbstverständlich – wie jedes Jahr – absolut genial. Das Wetter hat super mitgespielt – abgesehen von den doch recht kalten Nächten – und bei den Bands hätte selbst der ein oder andere Regenschauer niemanden die Laune verdorben. Wie immer sind wir selbst erst am Donnerstag angereist. Viele der anderen Besucher weilten schon seit Mittwoch auf dem PSOA-Gelände und haben es schon am ersten Abend im Partyzelt kräftig krachen lassen. Dementsprechend sahen einige unserer Zeltnachbarn am Donnerstag auch schon leicht grünlich im Gesicht aus, aber mit dem berühmten Konter-Bier ließ sich dieser Makel im Laufe des Tages beheben. Der Zeltplatz war also schon am Donnerstag morgen gut gefüllt und es sollten im Laufe des Tages noch einmal eine ganze Menge neuer Besucher hinzukommen, was leicht an den übermäßig langen Autoschlangen vor dem Gelände leicht zu erkennen war.
Das Festival und seine Besucher scheinen sich bereits im zweiten Jahr auf dem neuen Gelände in Schlotheim sehr gut eingelebt zu haben. Organisatorische Mängel gab es nicht wirklich und an den langen Schlangen vor dem Gelände und am Einlass lässt sich nun einmal nicht sonderlich viel ändern. Kritisieren kann man höchstens, dass es wie im letzten Jahr zu wenig Dixies auf dem Gelände gab, was bei den Spültoiletten zu übermäßig langen Wartezeiten geführt hat.
Jedenfalls hieß für uns nach dem Zeltaufbau und dem ersten Bier erst einmal die Zeit bis zum Öffnen des Bühnengeländes und der ersten Band um 16:30 Uhr rumzubringen, was uns mit einigen weiteren Bieren doch recht gut gelang. Bei der ersten Inspektion des Festivalgeländes fielen uns keine wirklichen Neuerungen auf. Nur der Einlass war ein Stück nach oben verlegt worden. Wie immer gab es massig Buden, um sich mit T-Shirts, CDs usw. einzudecken. Auch kulinarisch wurde einiges geboten, wenn auch der Pakora-Stand vom letzten Jahr leider nicht mehr da war. Aber vielleicht habe nur ich das bedauert. Einigen der Fressbudenbesitzern scheint es aber doch zu sehr um den Profit zu gegangen zu sein, was verständlich wäre, wenn auch die Qualität stimmen würde. Aber was einem an manchen Ständen zu einem horrenden Preis als Nudelpfanne angeboten wurde war dann doch eine Frechheit.
Eröffnet wurde das diesjährige Party.San dann endlich von Dead Congregation. Von dem Auftritt der Griechen konnten wir allerdings nur einen Bruchteil mitbekommen, da sich schon zum Opener eine lange Menschenschlange vor dem Einlass gebildet hatte. In den 20 Minuten, die uns dann noch blieben, wurden uns die Gehörgänge von den Griechischen Deathern doch noch ganz gut freigeblasen. Das PSOA wurde also würdig eröffnet.
Es folgten Necros Christos, eine aus Berlin stammende Band, die eine Mischung aus Black, Death und Doom Metal spielt. Mit ihrem 2011 erschienenen Album „Doom oft the Occult“ konnten sie bereits einiges an Aufmerksamkeit erregen. Die tief gestimmten Gitarren und mächtigen Growls konnten bereits am frühen Abend für eine bedrohliche Stimmung sorgen.
Für viele der Party.San -Fans zählte die danach folgenden Nifelheim aus Schweden zu einen der Favoriten. Sie sind allein schon durch ihr Auftreten – dick bepackt mit Nieten und Nägeln – immer wieder sehenswert und hauten den zahlreich erschienenen Zuschauern die Old-School-Keule im Stile alter Venom, Bathory etc. um die Ohren.
Mit seiner 2010 gegründeten Band Vallenfyre kehrte Paradise-Lost-Gitarrist Greg Mackintosh zurück zu den Wurzeln der ersten Paradise-Lost-Alben. Angereichert mit Mitgliedern von At The Gates und My Dying Bride ist so eine Band entstanden, die sich sehen lassen und die Besucher des PSOA begeistern kann.
Ein persönliches Highlight bildete für mich die 1994 entstandene isländische Band Solstafir. Sie sind bekannt für ihren Mix aus verschiedenen Elemente aus Doom Metal, Postrock, Psychedelic Rock, Ambient und Punk. Die Isländer schaffen es immer wieder die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Großartige Melodien und ein stimmlich gut aufgelegter Adalbjörn Tryggvason sorgten für Gänsehaut und offene Münder bis in die letzten Reihen. Besonders als der Titel Track „Fjara“ vom neuen Album erklang, sah man förmlich die atemberaubende Landschaft Islands an sich vorbei ziehen. Da sie ihre Lieder 10-15 Minuten zelebrierten, war nach 3 Songs leider schon Schluss.
Wie immer ging es Schlag auf Schlag weiter. Kaum waren Sòlstafir richtig verdaut, stiegen auch schon die Ruhrpottler um Ikone und Thrash-Metal-Urgestein Tom Angelripper auf die Bretter. Die Rede ist natürlich von Sodom. Man bekam – wie nicht anders zu erwarten – ein ordentliches Thrash-Brett vor den Ranzen geknallt, das sowohl Klassiker wie „The Saw Is The Law“, „Outbreak Of Evil“ als auch neue Stücke wie „In War And Pieces“ beinhaltete. Kritisieren kann man höchsten die zu kurze Spielzeit von nur 45 Minuten, in denen Sodom nur einen Bruchteil ihrer Klassiker abliefern konnten.
Danach wurde es dann endlich Zeit für den ersten Headliner des PSOA. Bolth Thrower machten mit ihrem grandiosen Auftritt alles den Erdboden gleich. Mit ihrem ausgezeichneten Sound drückte die Britische Kriegsmaschine einen ordentlich an die Wand. Als dann schließlich Titel wie "The IV. Crusade" und "Cenotaph" aus den Boxen hallten, war es um das Publikum endgültig geschehen. Dass es vor der Bühne brechend voll, muss wohl gar nicht erst erwähnt werden. Ein Highlight des Party.San bildete außerdem der eigens eingerichtete Merchandise-Stand der Band, wo sich die Festivalbesucher fleßig mit T-Shirts zu fairen Preisen eindeckten.
Freitag
Der Freitag startete mit den verrückten Tschechen von Malignant Tumor, die sich selbst nicht so wirklich ernst nehmen. Mit ihrer Mischung aus Crust, Motörhead und Venom bildeten sie den perfekten Wachmacher und zauberten so manchem ein Schmunzeln auf die Lippen. Der Gassenhauer „Saddam Hussein Is Rock`n Roll“ durfte bei diesem Auftritt natürlich nicht fehlen.
Um die Mittagszeit stiegen Assaulter aus dem weit entfernten Australien auf die Bühne, um ihren Old School Trash Metal zu zelebrieren. Vielleicht lag es an der eher ungünstigen Spielzeit, aber an frühere Auftritte konnte die Band nicht so richtig anknüpfen.
Auch bei den nun folgenden Iron Lamb konnte der Funke nicht so wirklich überspringen. Vielleicht lag es an den zu hohen Erwartungen oder auch daran, dass am Freitagnachmittag die Luft immer etwas raus ist. Deswegen nutzten wir die Spielzeit lieber für ein kleines Nickerchen neben dem Technikturm.
Mit Dark Fortress trat dann eine der ältesten und mittlerweile bekanntesten Black Metal Bands Deutschlands auf. Innerhalb weniger Jahre konnte sich die Landshuter eine treue Fanbasis erarbeiten, die selbst den Ausstieg des ehemaligen Sängers Azathoth 2007 verkraften konnte. Mit Morean konnte schnell ein routinierter Ersatz gefunden werden. Sie boten den Party.San-Besuchern souverän ihre ganz eigene Art von Symphonischen Black Metal, ohne dabei ins Kitschige abzugleiten.
Auf den Auftritt der aus dem Wintersportort Jyväskylä in Finnland stammenden Band Ghost Brigade freute ich mich im Vorfeld ganz besonders, hatte ich sie doch bei ihrem Gig vor 2 Jahren nur am Rande mitbekommen und mich im Nachhinein geärgert, eine so grandiose Band verpasst zu haben. Ihre bis dato 3 veröffentlichten Alben sind kaum in Worte zu fassen, allen voran ihr Überalbum "Isolation Songs". Anfangs war ich etwas skeptisch ob die Clean gesungenen Passagen auch LIVE überzeugen können, aber ich wurde eines besseren belehrt. Diese Band, die aus Einflüssen von Katatonia, Dark Tranquillity oder auch Paradise Lost ihren eigenen Stil kreiert hat, lässt an diesen Abend keinen kalt. Herrliche Melodien und clever eingesetzte Breaks machten den Gig zumindest für mich zu einen der großen Highlights des Festival. Als dann auch noch der Überhit "Into The black Light" zum besten gegeben wurde, gabs kein Halten mehr. Klasse!
Weiter ging es mit den Hobby-Ägyptologen Nile aus South Carolina, die in unsren Breiten nicht gerade oft anzutreffen sind. Geboten wurde einem höchst anspruchsvoller technischer Death Metal mit ägyptischen Einflüssen. Sicher nicht jedermanns Sache, aber als Fan dieser Stilrichtung durchaus empehlenswert.
Den Headliner des Abends bildeten Immortal. Keine Kosten und Mühen wurden gescheut um die „Sons Of Northern Darkness“ auf`s diesjährige Party.San zu holen. Mit einem ordentlichen Knall ging die (Abbath)-Show in die vollen. Der Immortal-Sänger bot den Fans Entertainment pur. Da wurde gepost, gerannt und gegrinst was das Zeug hält, was bisweilen etwas komisch anmutete. Das Immortal sich aber nicht mit ihren norwegischen Landsmännern vergleichen lassen, wissen wir ja nicht erst seit gestern. Sie boten neben einer wirklich abwechslungsreichen Licht und Bühnenshow eine schöne Bandbreite ihrer Hits. Vom Hit "Call Of The Wintermoon" über "At The Heart Of Winter" und dem majestätisch stampfenden "Tyrants" wurde fast alles zum besten gegeben. Vergeblich wartete ich leider auf den „Battles In The North“-Kracher "Blashyrk (Mighty Ravendark). Alles in allem aber ein würdiger Freitags Headliner auch wenn Abbath immer mehr zum Rockstar mutiert. Damit ging auch schon der zweite Festivaltag seinem Ende entgegen.
Samstag
Nach einer recht kühlen Nacht brach der letzte Tag des diesjährigen Party.San-Openairs an. Auch wenn die Kräfte doch allmählich nachließen, war an Ausruhen nicht zu denken. Schließlich standen noch Kracher wie Tankard und Behemoth auf dem Plan.
Noch etwas schlaftrunken und mit immerhin schon 3 Tagen Festival in den Knochen, schleppten wir uns kurz vor 12.00 Uhr zur ersten Band des letzten Festivaltages. Da Rompeprop verletzungsbedingt kurzfristig absagen mussten, sprangen die ebenfalls aus Holland stammenden Rectal Smegma ein. Eine gute Portion Gore Grind tat ihr Übriges, um einen den Schlaf auf den Knochen zu treiben. Die typische "Wir verkleiden uns als Banane und rennen mit der Klobürste im Kreis Fraktion" war natürlich auch am Start.
Der nächsten Band sahen wir eher mit gemischten Gefühlen entgegen. Eine Band aus Schweden die sich mit Sombreros, Ponchos und Facepainting schmückt und sich Trash Amigos schimpft, kann das gut gehen? Jain! Optisch interessant anzusehen, aber musikalisch boten sie eben doch (nur) 08/15-Thrash-Metal.
Ganz gespannt waren wir auch auf Nocte Obducta. Nach einer langen Pause standen die Mainzer endlich wieder auf einer großen Festivalbühne und haben, wie ich finde, nicht enttäuscht. Mit ihrem Avantgarde Black Metal konnten sie die zahlreich erschienenen Fans durchaus begeistern. Einziger Kritikpunkt wäre vielleicht, dass die Band so früh am Nachmittag spielen musste. Nachts mit entsprechender Hintergrundbeleuchtung wären viele „ruhigere“ Passagen doch besser rübergekommen.
Seit über 20 Jahren macht die Death/Black-Metal-Band Archgoat mittlerweile die Bühnen unsicher. Die lange Zeit scheint die Finnen nicht gerade gesprächig gemacht zu haben. Außer den Songtiteln gibt es keine Ansagen zwischen den Liedern. Die Band fällt vor allem durch ihr Corpsepaint und ihre krassen Outfits auf.
Ragnarok konnten nach einem Unfall erst später eintreffen, weswegen Warbringer einen Platz nach vorne rutschten. Die amerikanische Trash-Metal-Band konnte kräftig für Stimmung sorgen. Einzig mit ihren Forderungen nach Wall-of-Deaths oder Circle-Pits stießen die Kalifornier auf etwas Ablehnung bei den Fans – wahrscheinlich hatte ihnen keiner gesagt, dass das auf dem PSOA nicht so gut kommt. Aber egal, musikalisch konnte die Band überzeugen, vor allem auch mit ihrem Motörhead-Cover „(We are) The Road Crew“.
Absolut überzeugen konnten auch die Amis von Toxic Holocaust, die einen grandiosen Auftritt ablieferten, was auch entsprechend vom zahlreich erschienenen Publikum honoriert wurde. Mit u.a. „War is Hell“, „666“ und „The Lord oft he Fucking Wasteland“ konnten sie absolut überzeugen.
Black Metal am hellichten Tag ist ja immer so eine Sache und so hatten auch die Norweger von Ragnarok etwas unter ihrer Spielzeit zu leiden. Wie im vergangenen Jahr schon die Jungs von Taake oder Urgehal (R.I.P. Trondr Nefas) machten auch Ragnarok das beste aus der Situation und lieferten eine solide Old-School-Metal-Show ab.
Weiter ging es mit dem Biervernichtungstrupp Tankard aus Frankfurt/Main. Freibier für alle? Nicht ganz, dafür aber musikalisch dafür die volle Breitseite. Gerre lieferte wieder ne gute Show ab und Sprüche wie "Wir sind die einzige Popband heute Abend" kamen gut an. Gern hätte ich noch den Rausschmeißer "Die With A Beer In Your Hand" gehört, aber ansonsten gab`s kaum was zu bemängeln.
Die letzte Band des Tages und damit auch des gesamten PSOA 2012 waren die Polen von Behemoth. Da hieß es, noch einmal die wirklich allerletzten Kräfte zu mobilisieren. Für viele war es mit Sicherheit das erste Mal die Band nach Nergals Krebserkrankung wieder live zu sehen. Man kann diesem Mann nur seinen Respekt zollen, sich nach einer derartig schweren Erkrankung wieder aufzuraffen und alles auf der Bühne zu geben. Mit der besten Bühnenshow des Festivals (tolles Licht, Ausstattung...) brach die Hölle los. Wie von den Polen nicht anders gewohnt, lieferten sie eine Show ab, die so intensiv, kraftvoll, technisch versiert und alles zermalmend war, das einem die Spucke weg blieb. Nicht ohne Grund gehören sie zum Besten im Bereich Black/Death Metal was der Planet zur Zeit zu bieten hat. Die Setlist lies fast keine Wünsche offen und Songs wie "Christians To The Lions", "Chant For Eschaton" und "Conquer All" beförderten einen geradewegs in die Hölle. Zum Abschluss gab`s noch ein deftiges Effektfeuerwerk und Behemoth verschwanden hinter einer Wand aus Nebelfontänen.
Damit fand das diesjährige PSOA einen würdigen Abschluss. Am Sonntagmorgen hieß es dann nur noch Sachen zusammenpacken und nach Hause zuckeln. Wie immer war es absolut genial. Dennoch verließen wir das Campinggelände mit einem lachenden (weils so schön war) und weinenden (weils schon wieder vorbei war) Auge. Wir freuen uns schon jetzt auf das Party.San 2013, für das bereits die Black-Metal-Legende Venom, Hooded Menace und Carpathian Forrest bestätigt sind.
fe und mz