Nachbericht PartySan 2010
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- Veröffentlicht: Montag, 13. Juni 2011 19:02
Das 16. Partysan-Metal-Open-Air öffnete 11.08.2010 seine Pforten und obwohl die ersten Bands erst am Donnerstag spielen sollten, war der Campingplatz bereits Mittwochabend gut gefüllt. Viele wollten sich die erste bierreiche Nacht im Partyzelt nicht entgehen lassen. Der Zeltplatz befand sich noch in bestem Zustand - dass er sich binnen der nächsten 24 h auf rasante Weise in ein wahres Schlammloch verwandeln sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt trotz anhaltender schlechter Wetterprognosen noch niemand. Die zahlreichen Metalfans ließen sich das Bier im Partyzelt schmecken, feierten bis in den frühen Morgen und eröffneten so das Festival auf gebührliche Weise. Der einsame Gesang eines letzten Betrunkenen war noch nicht verklungen, als schon die ersten wieder aus den Zelten gekrochen kamen. Meine Zeltnachbarn weckten mich bereits um halb acht mit einem fröhlichen „Guten Morgen Partysan“. Der Zustand des Zeltplatzes und der andauernde Regen gaben dagegen keinen Anlass zur Freude. Über Nacht hatte sich der Campingplatz bereits in ein kleines Schlammloch verwandelt und auch der Blick gen Himmel verhieß für den kommenden Tag nichts Gutes. Doch kein Grund zum Verzweifeln, nach dem regenreichen PSOA von 2007 war man ja einiges gewohnt.
Die lange Schlange der wartenden Autos am Eingang zum Festivalgelände riss auch am Donnerstag noch nicht ab. Der Ansturm war so groß, dass sogar ein zusätzlicher Zeltplatz geöffnet werden musste. Dieser Umstand sprach für die Flexibilität der Partysan-Crew. Negativ war allerdings, dass auf dem neu eröffneten Zeltplatz keine weiteren Dixies aufgestellt wurden, was vor den Dixies auf dem darunter liegenden Zeltplatz zu einigen Staus führte.
Um 18 Uhr war es dann endlich soweit und das Festivalgelände öffnete seine Tore. Bis zur ersten Band blieb noch genug Zeit, um alles in Ruhe inspizieren zu können. Das Angebot an Food- und Non-Foodständen war wie jedes Jahr sehr vielfältig und so war für jeden Geschmack etwas dabei.
Musiktechnisch eröffnet wurde das diesjährige PSOA durch die Black/Trash-Band Ketzer. Der Regen ließ den Metalfans zumindest am frühen Abend etwas Ruhe und so hatten sich einige Hundert Besucher vor der Bühne versammelt. Abwechslungsreichen Black Metal bot die nachfolgende französische Band Merrimeck, der es gelingt, traditionelle mit modernen Einflüssen zu verbinden. Wesentlich härter zugange waren die Jungs der texanische Brutal/Death-Band Devourment.
Die Niederländer von The Devils Blood, die ihre Auftritte wie regelrechte Rituale inszenieren, boten dem Publikum okkulten psychedelischen Rock, der zwar durchaus interessant, aufgrund des sanften Frauengesangs einigen PSOA-Fans aber mit Sicherheit zu ruhig gewesen sein wird.
Die letzte Band des Abends, Watain, fuhr einiges an Fackeln und anderen Bühnenaccessoires auf, um die Meute zu beeindrucken, was die Geduld der Fans zunächst etwas auf die Folter spannte. Mit einem überdimensionalen umgedrehten Kreuz, lodernden Flammensäulen, Tierblut und Corpse Paint lieferten Watain dem Publikum eine schwarzmetallische Messe, die sowohl visuell als auch spielerisch beeindruckte.
Auch der Freitag begann recht trüb mit Dauerregen. Die Versuche der PSOA-Crew, die matschigen Wege zumindest ein bisschen zu glätten, endeten mit einem großen Matschhaufen und einem riesigen Graben direkt vor unserem Zelt. Nach zwei Tagen in Regen und Schlamm ließ die Motivation sich Richtung Bühne zu kämpfen langsam nach, sodass ich unter anderem Milking the Goatmachine mit ihrem Brutal Death Grindcore verpasste.
The Crown liefern nach 6-jähriger Pause und mit neuem Sänger in Gepäck einen grandiosen kraftvollen Auftritt ab. Asphyx begeisterten das Publikum mit ihrem einzigartigen Old School Death Metal. Danach folgten Dying Fetus, deren Auftritt schon 2007 quasi im Regen untergegangen ist und die sich auch dieses Jahr einer breiten Regenfront gegenüber sahen. Aber wie 2007 ließen sich die Partysan-Fans davon nicht störe und strömten dennoch in Massen Richtung Bühne. Danach folgte die Black-Metal-Band Sarke während deren Auftritt die Fans ebenfalls mit strömenden Regen zu kämpfen hatten. Obwohl es sich bei Sarke um ein Zwei-Mann-Projekt handelt, standen wegen des komplexen Sounds dennoch 6 Leute auf der Bühne. Die Darkthrone-Kultfigur Nocturnal Culto, der die Band zusammen mit seinem Mitstreiter Sarke gegründet hatte, hatte sichtlich Spaß an seinem Auftritt, sodass sich –Black-Metal-untypisch – gelegentlich ein Lächeln auf sein Gesicht verirrte. Beendet wurde der zweite Festivaltag durch die Death-Metal-Legende schlechthin, Autopsy, die nach 20 Jahre langer Abstinenz ihren ersten Gig in Europa auf dem PSOA absolvierten. So verwundert es nicht, dass der Platz vor der Bühne gut gefüllt war und sich fast keiner den Auftritt entgehen lassen wollte.
Am letzten Partysan-Tag geschah das Unglaubliche: der unablässige Regen ließ nach und es war für kurze Zeit sogar die Sonne zu sehen. Dem Festivalgelände konnte dieser Umstand allerdings nicht mehr weiterhelfen. Nach drei Tagen Dauerregen war alles komplett aufgeweicht und die Traktoren, die eigentlich dazu da waren, Autos abzuschleppen und die Wege etwas zu glätten, machten alles noch schlimmer. Aufgrund der Platzverhältnisse überlegte man sich jeden Gang zum Festivalgelände zweimal, weswegen ich auch an diesem Tag eine ganze Reihe von Bands verpasste. Ghost Brigade war die erste Band zu der ich mich an diesem Tag aufraffen konnte und dich mich mit ihrem vielseitigen Genre-Mix positiv überraschte. Am Abend spielte die norwegisch Black-Trash-Band Aura Noir, die Oldschool-Fans erfreute. Danach folgte der Auftritt der in diesem Jahr auf vielen Festivals präsenten Band Napalm Death, die mit ihrem politisch klaren Statement „Nazis- nein danke“ deutlich Position bezogen. Suffocation, eine der besten Brutal-Death-Metal-Bands, versetzt danach die Menge in Bewegung und hinterließ einige schmerzende Nacken. Musikalisch zu Ende ging der Abend und damit auch das PSOA für 2010 mit Cannibal Corpse. Leider bekam ich von den letzten Bands des Abends nichts mehr mit, da ich frühzeitig den Rückzug angetreten hatte. Nach vier Tagen Regen und Schlamm hatte ich keine Lust mehr noch einen weiteren Morgen inmitten einer Schlammlandschaft aufzuwachen.
Trotz aller Widrigkeiten hatte aber das diesjährige PSOA seine guten Seiten. Mit viel Bier konnte man sich den größten Ärger über das fiese Wetter wegtrinken. Lobenswert fand ich wie jedes Jahr die Möglichkeit, sich für 6€ eine Flatrate zur Nutzung der Spültoiletten und Duschen kaufen zu können (dass sich gerade der Bereich vor den Duschen und Spültoiletten in einen regelrechten Schlammsee verwandelt hatte ist einge andere Geschichte). Insgesamt muss man sagen, dass die Festivalorganisation doch ziemliche Probleme hatte, den Schlamm- und Wassermassen Herr zu werden. Großteile des Festivalsgeländes haben nie Rindenmulch oder ähnliches gesehen, dass das Wasser zumindest ein bisschen hätten aufsaugen können. Trotz einiger Versäumnisse muss man der Partysan-Crew zugute halten, dass es ihr ungeachtet der widrigen Umstände gelungen war, den vorzeitigen Abbruch des Festivals zu verhindern. Denn wie aus einer Stellungnahme der Partysan-Crew hervorgeht, stand das diesjährige PSOA doch recht dicht vor dem Abbruch. Aus diesem und anderen Gründen wird das Partysan 2011 nach Schlotheim, etwas weiter westlichvon Bad Berka, verlegt. (fe)