Big4 - Schalke -

Nachdem es letztes Jahr auf den Sonisphere-Festivals zum ersten Mal gelungen war, die Big4 des Thrash-Metal auf einer Bühne zu vereinen, schaffte es dieses großartige Billing jetzt auf viele Bühnen dieser Welt. Einen Stop legte die Tour in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen ein. Kurz vorher gingen mir Gedanken durch den Kopf wie: Metallica haben den besten Frontmann, Slayer den besten Drummer, Megadeth den besten Gitarristen und dann sind da ja noch Anthrax. Dass es statt Big3 + Anthrax sogar nur zu einem Metallica + Special Guests reichte, war aber doch überraschend. Aber fangen wir lieber von vorne an.

Die Anreise gestaltete sich problemlos und die Nahverkehrsanbindung von unserer Unterkunft zur Arena klappte reibungslos. Wirklich sehr schön ist, dass man mit den Eintrittskarten auch kostenlos Bus und Straßenbahn fahren kann. An der Arena angekommen merkte man schnell, dass solche Zuschauermassen hier keine Seltenheit sind und so konnte man durch die diversen Eingänge schnell aufs Gelände gelangen. Aufgrund des hohen Ticketansturms blieben für uns nur Tribünenplätze im Vorverkauf übrig. Nach dem kurzen Anfangsschock über die Entfernung zur Bühne (siehe Bild), konnten wir uns mit den einhergehenden Bequemlichkeiten schnell anfreunden: Sitzplatz (natürlich nur während Umbaupause genutzt), Geländer zum Festhalten (falls der interne Seegang doch mal stärker wird) sowie die Sicherheit, dass man den Platz auch nach dem Bierholen sicher hat.

Blick auf Anthrax

Pünktlich um 17 Uhr starteten Anthrax in ihr Set. Leider mussten diese auf den charismatischen Scott Ian (und damit das einzige Gründungsmitglied) verzichten, doch Sepultura’s Andreas Kisser ersetzte ihn mit viel Spielfreude. Auch Alt-Sirene Joey Belladonna überzeugte durch eine gute stimmliche Leistung. Leider hatten Anthrax unter dem schlechtesten Sound zu leiden, wobei festgehalten werden muss, dass dieser auf den unteren Rängen insgesamt deutlich besser war. Insgesamt ein guter Gig, wobei die Band für mich durch die dauerenden Sängerwechsel an Glaubwürdigkeit eingebüßt hat…

Nach knapp 20 minütiger Umbaupause legten Megadeth mit „Trust“ los. Man merkte der Band sofort den Willen an, sich gegen die anderen Bands durchsetzen zu wollen. Da allen Bands bis auf Metallica nur gut 45 Minuten zur Verfügung standen, konzentrierten sich Megadeth vor allem auf Songs statt langer Ansagen. So ließen sie trotz der kurzen Spielzeit kaum einen Hit aus (leider „Tornado of Souls“) und spielten unter anderem die „Rust in Peace“-Klassiker „Holy Wars“ und „Hangar 18“ sowie das obligatorische „Symphony of Destruction“. Auch Songs der starken letzten Scheibe wie „Headcrusher“ mussten sich dahinter nicht verstecken. Besonders herausragend war die Leistung des Lead-Gitarristen Chris Broderick, der die vielen anspruchsvollen Soli durch zusätzliche Details noch veredelte. Leider konnten dies nicht so viele Zuschauer sehen wie erwartet, da die Halle zu dem Zeitpunkt zu höchstens zwei Dritteln voll war (eher weniger). Eine Besucherin meinte nach dem Gig, dass sie nicht verstehe, warum Megadeth VOR Metallica spielen. Warum Megadeth sogar vor Slayer spielen mussten, zeigte die Reaktion des Publikums, als der Haufen um Kerry King die Bühne betrat.

„SLAAAAAYYYEEEEEER“ schallte es lautstark durchs Rund und die Begeisterung des Publikums sollte nur noch von Metallica übertroffen werden. Auch die Ränge füllten sich merklich, was die festgelegte Running Order zusätzlich bestätigte. Slayer selbst zeigten einen guten und motivierten Gig. Jeff Hanneman wurde durch Gary Holt von Exodus ersetzt, welcher einen hervorragenden Performance ablieferte und durch grandiose Soli glänzte. Um rechtzeitig zu Metallica von den Getränkeständen zurück zu sein, machten wir uns während des Gigs schon auf zur Nachschubbeschaffung. Das extrem unpraktische (zumindest für Konzerte) Bezahlsystem in der Arena sollte dabei nicht unerwähnt bleiben. An einigen wenigen Stellen konnte man sich Pre-Paid Karten holen, welche das einzig möglich Zahlungsmittel darstellten. So musste für die Karte, das Getränk, das Essen (Essen und Getränke natürlich an getrennten Kassen nebeneinander) und zum abschließenden Holen des wahrscheinlichen Restbetrages auf der Karte viermal angestanden werden. Die Chance etwas von Bands zu verpassen war entsprechend hoch. Lustige Geschichte am Rande: 0,4 Bier für 3,90€, wir hatten noch 3,80€ auf der Karte und konnten entsprechend nichts dafür bekommen (oder nochmal 5€ aufladen).

Trotz der ganzen Warterei schafften wir es rechtzeitig zu Metallica zurück. Die Arena war inzwischen komplett voll und am Ausverkauft-Status gab es nichts mehr zu zweifeln. Das gleiche gilt für die Ausnahmestellung von Metallica. Die Fans sangen jeden Song so laut mit, dass vorherige Slayer-Rufe nicht zu hören gewesen wären. Die Setlist (siehe unten) war schön abwechslungsreich, auch wenn es ruhig einen Song mehr der letzten Scheibe vertragen hätte. Der schlechte Sound wich einem klarem Klangbild, so dass alles wunderbar zu hören war. Wirklich ärgerlich, dass man bei den anderen Bands nicht in den selben Genuss kam. Bei „One“ gab es wieder Pyros en Masse. Diesmal sogar von den freien Rängen neben der Bühne. Nach „Fade To Black“ und „Enter Sandman“ verabschiedete die Band sich nach 90 Minuten erstmal, um dann zusammen mit Megadeth und Anthrax „Helpless“ von Daimond Head zu spielen (siehe Video). Slayer fehlten, weil sie wegen des Gigs am nächsten Tag angeblich schon eher los mussten. Dummerweise war das aber ein Big4-Gig. Da wollte wohl etwa jemand nicht?
Nach dem eigentlichen Highlight spielten Metallica noch ihre richtige Zugabe „Battery“ und „Creeping Death“ und wurden mit frenetischen Beifall vom Publikum verabschiedet.

Alles in allem war es ein schöner Abend mit klasse Billing, der richtig Spaß gemacht hat. Aber warum sprach ich anfangs von Metallica + Special Guests statt den Big4? Zum Einen zeigten die Publikumsreaktionen wer der Herr im Haus ist und warum das Konzert wirklich ausverkauft war. Zum Anderen ließen Metallica selbst auch keinen Zweifel dran: kurze Umbaupausen, Sets von 45 Minuten standen einer langen Umbaupause inklusive obligatorischer Wartephase von ca. 20 Minuten beim Headliner gegenüber. Statt sinnlos zu warten hätte man den anderen Bands auch durchaus noch ein zwei Songs mehr gönnen können. Auch die Zugabe nach dem Medley unterstrich, dass Metallica das letzte Wort haben. Ich persönlich hätte das Ganze getauscht als stimmiger empfunden. Trotzdem eine tolle Sache die Legenden des Thrash an einem gelungenen Abend live zu erleben. (sg)

Video: Metallica, Megadeth & Anthax - Helpless (youtube.com)

Setlist Metallica:
Hit the lights
Master of puppets
The shortest straw
Seek & destroy
Welcome home (sanitarium)
The memory remains
All nightmare long
Sad but true
Wherever I may roam
Call of ktulu
One
For whom the bell tolls
Blackened
Fade to black
Enter sandman
***
Helpless
Battery
Creeping death

Setlist Slayer:
World painted blood
Hate worldwide
War ensemble
Postmortem
Stain of mind
Disciple
Dead skin mask
Snuff
South of heaven
Raining blood
Black magic
Angel of death

Setlist Megadeth:
Trust
In my darkest hour
Hanger 18
Wake up dead
Headcrusher
Rattlehead
Symphony of destruction
Peace sells
Holy Wars…