Interview mit Mieze und Jarne zum Party.San

2011 feierte das Party.San eine erfolgreiche Premiere in Schlotheim. Dies nahmen wir zum Anlass, die Party.San Betreiber Mario "Mieze" Flicke (CEO) und Jörg "Jarne" Brauns (Booking) über ihre Eindrücke vom letzten Jahr, aber auch den allgemeinen Aufwand den ein solches Festival mit sich bringt, zu befragen. Vielen Dank an Beide für die Antworten!


Wie ist eure Bilanz vom Party.San 2011, dem ersten Party.San in Schlotheim?

Mieze: Das Jahr 2011 war für uns natürlich eines der einschneidendsten in der langen Party.San Geschichte. Die Gründe, die zum Umzug  nach Schlotheim geführt hatten, sind hinlänglich bekannt. Zurückblickend muss man eigentlich nur sagen, dass der Umzug schon viel eher hätte erfolgen müssen.

Nach dem ersten Jahr in Schlotheim/Obermehler können wir eigentlich ein positives Fazit ziehen. Es gibt noch eine Reihe kleinerer Fehler zu beseitigen – aber wir sind der Meinung, dass wir auf ein sehr gelungenes Jahr mit dem Umzug zurückblicken können. Natürlich haben wir schmerzlich feststellen müssen, dass auch dieser Platz seine Tücken hat – aber auch diese Erfahrungen haben uns nicht zwingend dümmer gemacht.

Das Party.San ist nach wie vor ein unabhängiges Festival, das von Fans der Musik veranstaltet wird. Riesenräder oder anderes Zeugs, was mit Metal nichts zu tun hat wird, es bei uns auch in Zukunft nicht geben. Vielleicht sind wir dem einen oder anderen dabei etwas zu altbacken – aber wir lehnen es ab, jedem Trend nachzulaufen und sehen die ausufernde Kommerzialisierung unserer Musik eher kritisch.

 Wie lange hattet ihr noch nach dem Festival mit Aufräumarbeiten, Abbau und sonstigen Dingen zu tun?

Mieze: Für den Rückbau und die Beräumung haben wir einen sehr engen Zeitplan. Das heißt, in drei Tagen müssen wir den Flugplatz an den Eigentümer übergeben. Dass dieser keine Müllkippe zurück haben will, sollte jedem klar sein. Deshalb haben wir eine ca. 80-köpfige Sondercrew, die sich ausschließlich um die Müllbeseitigung kümmert, engagiert. Der Abbau und das Verladen des Equipments sind in zwei Tagen nahezu abgeschlossen. Der restliche Zeitaufwand geht für Mülllesen und Straßenreinigung drauf. Unsere Crew kennt die Arbeitsabläufe und ist alljährlich ein fester Garant für eine erfolgreiche Veranstaltung sowie deren Rückbau!

Wie groß war der Aufwand mit dem Party.San umzuziehen? Welche logistischen Schwierigkeiten gab es?

Mieze: Die vielen Jahre in Bad Berka haben manch festen Partner aus der Umgebung mit sich gebracht. Die meisten haben mit uns gemeinsam den Schritt nach Schlotheim gewagt und für andere musste ein adäquater Ersatz gefunden werden. Alles andere war dann doch relativ entspannt zu händeln. Drei Sattelzüge und das Equipment waren zwei Stunden später in Schlotheim. Wir waren zum Teil selber überrascht, dass dieses Transportaufkommen sogar eine Zeitersparnis mit sich brachte.


Wann beginnt ihr, euch um die Bands fürs Folgejahr zu kümmern? Gibt es bei euch eine eigene „Abteilung“ für Booking? Wer sucht die Bands aus?

Jarne: Eigentlich sind wir immer im Bookingprozess, d.h. im Klartext, dass ich mich in der Regel um das laufende Jahr und das kommende Jahr kümmere. Es handelt sich zwar meistens um die etwas größeren und Headlinerbands, aber im Grunde hat man immer zwei Jahre „am Hals“. Die Bands suchen wir meistens im Team aus bzw. wir lassen uns Tipps aus der Szene geben. Hier haben wir eine große Anzahl von Freunden (Booker, Musikpromoter, Musiker), die uns dabei helfen nicht zu einseitig zu werden. Das macht absolut Sinn!

Was war das verrückteste, das eine Band jemals von euch gefordert hat?

Jarne: Eigentlich kann man da keine außergewöhnliche Info geben, denn so ausgefallen bzw. verrückt waren diese Forderungen bisher nicht. Klaro, da gibt es mal ausgefallene Cateringwünsche oder man fragt nach Proberäumen, um sich vor der Show aufzuwärmen, aber das war bisher alles machbar.

Wie viele Wochen vor dem Festival wird es richtig stressig für euch?

Mieze: Das ist bei jedem von uns ein bisschen anders. Aber du kannst dich drauf verlassen, dass drei Wochen vor dem Festival richtig Feuer unter dem Kessel ist und damit auch genug Druck anliegt.

Jarne: In der Regel ist der Monat vor dem Festival der stressigste, denn hier wird konkret die Logistik des Festivals geplant. Ob es nun Scheißhäuser, Fahrdienste, Creweinteilung oder Flüge sind…alles muss zu diesem Zeitpunkt zusammengefügt werden.

Könnt ihr das Festivalwochenende überhaupt genießen, euch auch mal ne Band anschauen oder gibt es vor Ort noch so viel zu regeln, dass für sowas keine Zeit bleibt?

Jarne: Für uns alle bedeutet das Party.San Open Air in erster Linie Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit. Ich habe seit einigen Jahren keine Band komplett am Stück gesehen. Das ist das Los eines Veranstalters, denn für uns gibt es immer etwas zu tun. Party feiern müssen wir zu einem anderen Zeitpunkt.

Wie viele Helfer wirken am Party.San mit? Für was wird alles Hilfe benötigt?

Mieze: Da wir auf dem Party.San noch den gesamten Getränkeausschank und auch den Service am Gast mit unserer Crew sicherstellen, haben wir dementsprechend ein relativ großes Personalaufkommen. Wir sind auf diese Mädels und Jungs unendlich stolz, da sie das Gesicht und Herz  des Party.Sans sind. Eine Vielzahl der helfenden Hände ist schon seit dem Beginn des Party.San mit dabei und mittlerweile für uns wie auch für manchen Gast nicht mehr wegdenkbar.

Zum Abschluss interessiert uns natürlich auch euer Festivalverhalten. Geht ihr zu vielen Festivals und Konzerten?

Mieze: Es gibt schon eine Reihe von Festivals, auf die wir jährlich fahren. Ich persönlich finde die eher kleineren Veranstaltungen spannend, da man dort den gleichen Spirit wie bei uns finden kann.

Jarne: Ich besuche nur ein paar ausgesuchte, zumeist kleinere Festivals. Ich mag den Spirit, den kleinere Veranstaltungen haben, und genieße es, mit Szeneleuten ein paar Bier zu trinken. Die großen kommerziellen Festivals geben mir nicht besonders viel, weil meist Preise und Bands zu hoch bzw. austauschbar sind.

Fotos: Mario Flicke