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Nachbericht Wacken 2011

Nachdem ich mich mit Looping Louie, zwei Flaschen Wodka, jeder Menge Bier, einem Eimer und zwei Vasen gefüllt mit dem besten, billigsten Sunrise-Lidl-Mango-Maracuja-Bananen Fuzzy-Bubble wieder in Festivalstimmung gebracht habe, will ich euch von meinen Eindrücken und Erlebnissen vom Wacken Open Air berichten.

Das Elend begann mit der Anreise. Nach dem wir Grill, eine Tonne Fleisch, ca. 100 Dosen Ravioli, 10 Fässer Bier und Unmengen an Spirituosen eingepackt, sowie, because of my schlechten Navigationskünsten, die Route ins Navigationsgerät eingetippt hatten, ging es auf die Straße! Mit Hymnen, wie „das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ und „eisgekühlter Bommerlunder“ versüßten wir uns die Fahrt und gelangten mit mindestens 5 Promille (bis auf den Fahrer, das arme Schwein) und 180 Km/h in das gelobte Land „WACKEN“. Zuerst passierten wir tausende von trunkenen Metallern und die Pforte zur Hölle: die Kartenkontrolle. Dort waren erstmal, wegen unserer verfrühten Ankunft, pro Person 20 Euronen fällig, was uns nicht weiter störte, weil wir dafür einen guten Zeltplatz ergatterten. Auf dem Weg in die Warteschlange von professionellen Saufbolden, Wackenanfängern und neureichen Nicht-Metallern, verfolgte uns eine Limousine, dessen Insassen später unsere Nachbarn werden sollten, um uns ihr imposantes Gefährt zum Limousinen-Pogo zur Verfügung zu stellen.

Nun wurden wir vom freundlichen W:O:A-Helferlein in Warnweste auf einen Platz zugewiesen und bauten mit unserem zwölf Mann/Frau-Team das Lager auf. Als Laminat verlegt, Pavillon und Zelte aufgebaut, HiFi- Anlage installiert und Stromgenerator angeschlossen waren, machten wir uns an unseren Biervorrat und anschließend auf den Weg, das Gelände zu erkunden. Folgendes fiel uns besonders auf: die Leute waren betrunken wie eh und je, die Stimmung war perfekt! Wie immer achtet das W:O:A-Team auf hervorragende Versorgung und Bespaßung des allgemeinen Metalheads in Feierlaune. Im „BULLHEAD- CITY“ ist bei den nackten, eingeölten Frauen und den ebenfalls eingeölten Männern in viel zu engen Kostümen allerdings die Abwechslung zur Suche frei gegeben. Zudem kommen diejenigen, die was für umsonst suchen, voll auf ihre Kosten. So gab es am Nintendo-Merchandising-Stand kostenloses Energie-Geglibber in Form eines bis Dato noch nicht auf dem Markt erschienen Schokoenergieriegels. Mittlerweile ist dieser Glibberriegel an mehreren Tankstellen für 1,99 € zu finden und dadurch nicht empfehlenswerter geworden ;-)

Als wir nach 3 Tage im Koma zu Beginn des offiziellen Festivalstarts erwachten, machten wir uns just auf zu den Bühnen. Los ging es mit jeder Menge Metalbespaße von noch nicht sehr bekannten aber dennoch nicht weniger schlechten Newcomer-Metalbands auf der W.E.T. Stage. Um 12 Uhr Mittag wurden uns die Ohren weg gerockt: Mother of God. Heiter weiter der Eiter ging es zu den weltberühmten W:O:A Firefighters und schließlich zu Mambo Kurt, welcher sich Backstage von uns mit den Worten verabschiedete: „Ich habe in 5 Minuten da drüben noch einen Auftritt! Heute ist ein Scheißtag!“ Anschließend schwang er seine Orgelbank auf die Schulter, rannte durchs Volk und ward seitdem nicht mehr gesehen. Die Metalkaraoke ging dann noch so bis 6 Uhr des 2. Tages, andere nutzten die Zeit wohl sinnvoller mit Eimersaufen.

Nach dem die Aspirintabletten und die erste Dose Ravioli zu wirken anfingen, machten wir uns auf in den neuen Tag. Das absolute Highlight war an diesem wunderschönen Augustabend der fucking Lord of Bubbles, ähh Prince of Darkness: unser „Ozzy“. Der innerhalb seines Konzertes wohl eine weltrekordverdächtige Pause nahm. Ja, ganze 45 Minuten, gefühlte zwei Tage, dudelten seine Instrumentenlakaien mäßige Solos und wenn der Meister mal die Bühne betrat fehlte es ihm an Luft und Spucke für´s Micro. Nach jedem Atemzug vernahm man das Gestammel unseres Gottes: „I can´t fucking hear you!“. Angesichts seines Alters und da er sich er sich böse entblößte, sei es dennoch entschuldigt. Für manch einen soll auch Bülent Ceylan, ich musste mir das gerade von meinem Assistenten buchstabieren lassen, ein Erguss gewesen sein. Wir hatten es uns verkniffen und sorgten daher im wahrsten Sinne des Wortes für einen  Bluterguss. Nach „Frei.Wild“ hingegen sorgten ausgedehnte Sauforgien für entspanntes Wasserlassen. Für den tiefgründigen Neometaller in seiner - mit Aufnähern und Friedensnobelpreis verzierten - Assimetallerkutte gab´s dann noch ´ne gute halbe Kiste Bier lang „Blind Guardian“, die für allgemeine Verwirrung sorgten, da der Sänger jetzt kurze Haare trägt. Gute Nacht.

Nach 5 Minuten Ruhepause ging´s dann erstmal ab ins Wackener Freibad. Die Duschen kamen uns diesmal recht warm vor, da uns letztes Jahr gar das Atmen schwer fiel. Zur allgemeinen Belustigung fanden Zeitlupen „Wall of Death“ und „Circle Pits“ im Kinderbecken statt. Noch nicht einmal Wodka-E und Unmengen an Bier vermochten in uns solch eine Übelkeit hervorzurufen, wie ein wirklich hässliches, schweißtriefendes, überfahrenes Wildschwein im rotgepunkteten Bikini, das jedem Pommesessenden einen Strich durch die Rechnung machte. Nach der Rückkehr auf den Platz gab eine geile Band der anderen das Micro in die Hand. Von Metalcore bis Deathmetal war für jeden was dabei! Heaven Shall Burn versprachen tausenden von Mädels ein T-Shirt, wenn sie sich bis zur Bühne durchkämpfen. Der Krieg der Amazonen endete in einem Mädchentumult, dem nicht einmal die Security stand halten konnte. Verzweiflung, abgebrochene Nägel, zerrissene Tangas (die hab ich gesehen; ich war dabei) Frauenknast. As I Lay Dying rockten die Stage, wobei selbst die hartgesottenen Amon Amarth Fans zum Hubschrauber neigten und mit dem Kopf nickten. Doch auch für den inzwischen sehr gealterten Truemetalmob gab´s was zu sehen, so freute ich mich wie ein Mädchen (und ich bin ein alter Sack) auf den Bühnengraben bei Judas Priest. Dieser musikalische Orgasmus wurde mir ermöglicht durch einen Blxx Jxb an einem Chefredakteur von der FAZ. An dieser Stelle nochmals feuchten Dank. Cradle of Filth glänzten mit Abwesenheit, Prost „Mundwasser!“ Ein gelungener Abschluss waren Apo(po)calyptica und ihr Schlaflied „Nothing else matters“. Dann kam der Sandmann….

Ich möchte hier noch selbstlobend erwähnen, da der Gestank der Dixi´s langsam aber sicher unerträglich wurde und sogar Gestalt annahm, dass wir trotz der Möglichkeit als Presse den V.I.P. Platz nutzen zu können, auf dem allgemeinen Zeltplatz unser Lager aufgeschlagen hatten und bis zum bitteren Ende aufrechterhielten; teilweise. So ging es mit Gestank und Sonnenschein in den Samstag und richtig dreckig wurde es mit dem Headliner Motörhead, welcher der Presse klar zeigte, wo sie steht: Ganz unten im Graben! Es war verdammt schwer ein einigermaßen brauchbares Bild zu schießen auf dem auch Musiker zu sehen sind. Trotzdem ehrwürdig, Danke. Kataklysm, Sepultura, Kreator und Children of Bodom sorgten weiter für einen ordentlichen Hörsturz! Subway to Sally beendeten mit Poesie und dazu passendem Regenschauer, das diesjährige W:O:A. Etwas traurig darüber, dass unser Urlaub morgen ein matschiges Ende nehmen wird, torkelten wir zurück ins Lager.

Sonntag hieß es nur noch: Möbel zusammenschieben, anzünden, schnell abhauen!

Das Fazit dieser wundervoll versoffenen Urlaubswoche: Auch Legenden sterben irgendwann. Und: Ein BMW im Schlamm ist immer noch besser als gar nicht in Wacken gewesen zu sein. Aber mal im Ernst. Wie jedes Jahr ist die W:O:A Crew äußerst gut organisiert. Man mag sich darüber streiten, ob das ganze Merchandising von nicht metallischen Dingen nötig ist sowie ob man wirklich diese ganze „Bespaßung“ von gestellten Wrestling Kämpfen, Wet T-Shirt Mädels usw. braucht. Wichtig finde ich eher zu erwähnen, dass das W:O:A, mittlerweile das größte Metal- Festival der Welt, immer noch auch das friedlichste, freiste und freundlichste Megafestival ist. Auf manch einen anderen Open Air darf man noch nicht einmal mehr Grillen oder überhaupt eine offene Flamme im Lager haben! Viele nörgeln auch über den angeblich so hohen Preis! Wer meint es sich nicht leisten zu können, sollte bedenken, dass umgerechnet auf die Anzahl der Bands, auch die größten Rock und Metal Legenden im Preis inbegriffen, in etwa nur 96 Cent pro Kapelle zu bezahlen sind. Also was soll das Gejammer?! Mir und allen mit denen ich unterwegs war, darunter Anwohner die mit dem W:O:A groß geworden sind, fanden es verdammt geil, wie in jedem Jahr! Und ja verdammt noch mal, wir sind 2012 auch wieder dabei! Und nicht nur als Presseschlampen, nein, sondern auch als Fans!

Euer Flemming