Nachbericht With Full Force 2018

Vom 14. Bis 16. Juni war es wieder soweit, die Stadt aus Eisen rief ihre Jünger zu sich, um im alljährlichen Ritual der alten Götter Metal und Hardcore zu feiern. Dazu gehören das nächtigen in Zelten, hopfenhaltige Rauschmittel und gute Musik. Auch die Jünger des Festival-Reporter-Clans waren wieder zur Messe bestellt. Wir berichten euch vom 25. With Full Force und was sich seit dem letzten Jahr getan hat. Wie uns das Jubiläum in der Stadt aus Eisen gefallen hat und ob die Bands ordentlich Gas gegeben haben, lest ihr hier!

Wir sind wie üblich am ersten Festivaltag, am sonnigen Donnerstagmittag angereist. Der Wettergott hat es diesmal wieder gut gemeint, die Vorhersage enthielt keinerlei Regen und perfektes Festivalwetter stand auf dem Programm. Nachdem die ersten Schweißperlen beim Campaufbau für den Metalgott vergossen waren, wurde es Zeit sich dem Ritualplatz vorsichtig zu nähern.

Auf den ersten Blick hat sich am Gelände nicht viel verändert: riesige Maschinen aus schwerem Metall, viele Stände, Bühnen, Fressbuden und massenhaft angeheiterte Festivalbesucher. Aber halt! Wo ist die vierte Bühne hin, die letztes Jahr erst ab dem zweiten Tag in Betrieb war? Offensichtlich konnte man sie dieses Jahr wieder nicht komplett bespielen und hat lieber der Metalhammer-Stage ein Upgrade verpasst. Gut so, finden wir, lieber auf Qualität setzen. Damit hat sich die vormals mickrige dritte Bühne in wenigen Jahren zur vollwertigen dritten Stage entwickelt.

Als erstes standen Miss May I auf unserem Plan. Etwas anders als die Trojaner aus den alten Zeiten, hauten die Trojaner aus dem amerikanischen Ohio mit ihrem Gitarrensound und den mitreißenden Vocals alle um. Die Impericon Hardbowl hat die Metalcore-Truppe zwar stehen lassen, sie aber dafür gebührend eingeweiht. Gerade die Songs der aktuellen Platte luden zum Mitmachen ein. Danach ging es vor die Hauptbühne, die Ferox Stage, um Kataklysm einen kurzen Besuch abzustatten. Etwas tödlicheren Metal gab es von den kanadischen Urgesteinen auf die Ohren. Mit einem frischen Album im Gepäck, von denen es auch ein paar Songs zu hören gab. Aber da riefen auch schon Dagoba nach uns, die parallel dazu schon auf der Metalhammer-Stage groovten. Einen ganz anderen Style, mehr Melodie aber noch genug Härte, brachten die Franzosen auf die Bühne. Der Sound der mittlerweile erwachsen gewordenen Bühne kann sich zudem hören lassen.

Danach ging es zurück in die Hardbowl, es wurde Zeit einen Ozean voller Tränen zu vergießen. Being as an Ocean sind eine der mitreißendsten Bands, die das Melodic Hardcore Genre in den letzten Jahren hervorgebracht hat und Sänger Joel lebt und liebt seinen Job augenscheinlich. Direkt am Publikum und eine große Portion Emotionen, so macht die Musik Spaß! Danach gaben die Jungs von Stick to you Guns feinsten melodischen Hardcore zum Besten. Die Mainstage hat ihnen zwar gefallen, aber auf kleineren Bühnen kommt da deutlich mehr Stimmung auf. Musikalisch waren die Kalifornier ein Highlight, so wie immer. Zum großen Abschluss des ersten Tages, standen Bullet for my Valentine auf der Mainstage. Die Waliser-Rockbuben haben ihre Show sehr routiniert durchgezogen. Wie ein würdiger Headliner haben sie jedoch nicht funktioniert. Wenig passierte auf der großen Bühne, die teilweise von unbekannteren Bands ausgiebiger genutzt wurde. Es waren einige eingefleischte Fans angereist, viele hörten sich aber auch einfach nur an, was da vorne so passierte. Unserer Meinung nach ein wenig mau für einen Headliner.

Die Essensauswahl war groß, von fleischig über süß bis vegan ist alles dabei. Burger, Bratwurst, Nudeln, Burrito, Crêpes, Eis, Spätzle, Falafel und mehr. Nur hat sich seit dem letzten Mal nichts verändert. Die Qualität des Essens ist okay, jedoch haben wir den Vöner, den großartigen Burrito und den komplett veganen Stand aus Roitzschjora ein wenig vermisst. Den weiten Weg zum Asianudelstand auf dem Zeltplatz haben wir dann doch nicht in Kauf genommen.

Am zweiten Tag stürmten The Hirsch Effekt die Metal Hammer Stage. Das Trio aus Hannover zeigt, dass auch deutschsprachige Musik außerhalb von Punk und Rammstein eine Daseinsberechtigung hat. Der technische Metal lädt zur Bewegung ein und die leicht verrückt anmutende Truppe rockte die Bühne ordentlich. Danach statteten wir Nothing More einen kleinen Besuch ab, bei denen etwas gemütlicher, ja in der Tat eher rockig zuging. Die Texaner hatten zudem eine seltsame, Mad Max-artige Maschine auf der Bühne dabei. Nachdem sich Sänger Jonny auf die Maschine stellte, fuhr diese nach oben und aus dem eingebauten Mikrofon kam seine verzerrte, maschinenartige Stimme heraus. Dann betätigte er wild irgendwelche Hebel und als sie wieder nach unten gefahren wurde, fing er an darauf zu trommeln. Sehr skurril und mehr Show als wirklich notwendig für die Musik. Aber in jedem Fall sehr unterhaltsam anzusehen.

Auf der Ferox Stage stieg danach die größte Party dieses Jahres und ein weiteres Mal waren die Jungs von Eskimo Callboy dafür verantwortlich. Immer wieder schaffen sie es die Menge in Bewegung zu versetzen, mitzugrölen und ordentlich zu feiern. So stupide die Texte und einfach die Songs teilweise sind, so gut kommen sie beim Publikum an. Perfekt für einen Festivalabend und immer gerne gesehen. Einen großen Stimmungsumschwung erfuhr die Hauptbühne danach mit Hatebreed. Gefühlt war hier der Name Programm. Das Publikum schien geradezu aggressiv und ungehalten bei den Klängen des klassischen Hatebreed-Sounds. Ja, sie haben ihren festen Platz in der Musikwelt, aber so richtig warm werden wir damit nicht.

Letztlich sollten noch die legendären Heavy Metal Urgesteine von Judas Priest den zweiten Tag beenden. Leider gab es einige technische Probleme, weshalb das Publikum auf Rob Halford und co. etwas warten musste. Nach ca. 20 Minuten eine erste Durchsage, die Zuschauer wurden gebeten sich zu gedulden, während eine Mannschaft eifriger Mitarbeiter ein zusätzliches Kabel von der Bühne zu den Mischpulten zog. Nach insgesamt 40 Minuten war es dann endlich soweit, das Banner fiel und die Gitarren schmetterten los. Die legendären Judas Priest klangen genau wie man es sich vorstellt. Der gute Rob ist augenscheinlich ein wenig in die Jahre gekommen und geht die meiste Zeit nur auf und ab. Aber solange er die Power hat eine solche Show durchzuhalten, soll uns das gleich sein. Das Publikum war derweil sehr interessiert, trotzdem nicht komplett mitgerissen. Auch wenn es Ikonen des Metal sind, handelt es sich hier um eine komplett andere Generation. Interessant anzuschauen war was Ganze allemal.

Am zweiten Tag stand mit In this Moment eine besondere Band auf dem Programm. Frontfrau Maria zeigte dem Publikum was eine Powerfrau ist.  Die Band zeigte eine abwechslungsreiche Show, viele Kostümwechsel und eine großartige musikalische Performance. Darauf folgte Emmure, dessen Frontmann Frankie Palmeri 2015 von allen seinen Bandmitgliedern verlassen wurde. Mittlerweile tourt er mit einer neuen Truppe unter altem Namen wieder durch die Clubs und auf Festivals. Etwas zu kurz, aber musikalisch solide spielte die neue Besetzung verstärkt auch neue Songs. Aber die Bühne zu verlassen ohne ihren Hit Solar Flare Homicide zu spielen ist schwach.

Dafür stand danach wieder ein Highlight dieses Jahres auf der Bühne: Thy Art is Murder. Brachial und mitreißend spielten die Australier ihren Deathcore. Ob es diese gestandene Band nötig hat einen Coversong in ihr doch recht knappes Zeitfenster einzubauen, kann angezweifelt werden. Zumal sich genug Fans versammelt haben um die Band ordentlich zu feiern. Als Hauptband in der Hardbowl waren Asking Alexandria angereist. Auch Fronter Danny Worsnop hat in den letzten Jahren eine bewegte Bandgeschichte, aber er scheint sich bei Asking Alexandria mit dem neuen Material wieder wohler zu fühlen. Zusammen mit den Fans rockten die Engländer Klassiker wie auch das seichtere neue Material. So richtig wollte der Funke aber auf uns nicht überspringen, dennoch ein gutes Konzert.

Als Headliner standen am Sonntag dann endlich Parkway Drive auf der Ferox Stage. Der Headliner auf den sich wohl die meisten gefreut haben. Generell schien es am Samstag voller zu sein als an den ersten beiden Tagen. Auch wenn Parkway Drive beim With Full Force bereits Stammgäste sind, ist die Show der Australier immer wieder einen Besuch wert. Neben der spannenden Setlist mit Highlights wie Wild Eyes, Crushed und Bottom Feeder, gab es jede Menge Pyro-Action. Flammen, Explosionen, ein um 360 Grad rotierender Drummer, was will man mehr? Ein Mini-Feuerwerk schloss das Set dann noch ab, aber da haben wir in vergangenen Jahren schon spektakulärere beim WFF gesehen.

Der Überraschungs-Headliner Beatsteaks war in jedem Fall ein Volltreffer. Die Berliner rockten die Hardbowl zum Abschluss nochmal so richtig nieder. Das Publikum hat nach drei Tagen nochmal die letzten Kraftreserven mobilisiert und einen gebührenden Ausklang gefeiert.

Alles in Allem ein gelungenes Festival, dem ein paar frische Bands gutgetan hätten. Die Stimmung war wie immer super und die Organisation war ebenfalls top. Man merkt, dass Ferropolis bereits für das Melt-Festival optimiert wurde und dass das With Full Force daraus schöpft. Ein paar Kleinigkeiten lassen sich sicher noch verbessern, aber insgesamt sind wir überzeugt, dass ein paar frische Bands nächstes Jahr einiges bewegen können. Wir sind sehr gespannt auf die Party in der Stadt aus Eisen in 2019!

(cd)