Ruhrpott Rodeo - Nachbericht zum Festival 2024

Heyho,

wir haben ein weiteres Festival für euch ausgecheckt: Das Ruhrpott Rodeo! Das größte Punk-Festival in Deutschland mit einem großartigen Konzept! Die Orga, die Besucher*innen und natürlich das musikalische Programm, das uns 3 Tage verzauberte und vor die Bühnen gelockt hat. Die Zahl von fast 10.000 Festival-Teilnehmer*innen unterstreicht mit einem neuen Rekord „punk is not dead“, sondern lebt in Hünxe!

Wenn ihr gespannt seid auf einen kleinen Einblick und Rückblick auf das Rodeo 2024 lest gerne einfach weiter.

 

Als erstes ein paar Eckdaten zum Ruhrpott Rodeo. Die Anreise ist ab Donnerstag möglich und bietet neben der Campingfläche für die wackeren Zelt-Punks noch zwei weitere Caravan-Flächen für diejenigen, die es etwas gemütlicher bzw. wetterfester angehen wollen. Hierfür benötigt ihr ein Caravanticket pro Fahrzeug, das ihr im Voraus erwerben könnt, so dass ihr vor Ort einfach zum passenden Platz zugewiesen werdet.

Die Kombi-Ticketpreise für die gesamte Dauer liegen unter 150€. Der individuelle Bedarf an Camping- bzw. Wohnmobilfläche lässt den Endpreis dementsprechend variieren. Aber auch wer nur zeitweise dabei sein möchte, um einen Festivaltag in vollen Zügen zu genießen und das Tages-Line-Up zu feiern, hat die Möglichkeit die jeweilige Tageskarte zu erwerben. Also, nutzt dieses schöne individuell passende Angebot für eure Planung 2025.

Für die wichtigen Fragen hat das Ruhrpott Rodeo eine gute Übersicht erstellt. Diese ist unter folgendem Link nachzulesen: www.ruhrpott-rodeo.de/index.php/faq

Der Startschuss für das Infield fällt am Freitag um 14 Uhr und sollte unbedingt genutzt werden, um zu dem tollen Merch-Stand zu pilgern. Wir waren unter der vorfreudigen, wilden Meute direkt auf der Jagd nach den schönsten, kreativen und politisch bestens in Szene gesetzten Shirts & Co. und konnten gleich ein „FCK AFD“ Outfit ergattern, was uns sofort durch die ersten Stunden im Infield getragen hat. Aber auch Motive, wie das Zombie-Einhorn oder der Rodeo-Ritt runden den originellen Festival-Merch hervorragend ab und landeten ebenfalls in den Einkaufs (Bauch-)Taschen der Besucher*innen. Viele der Motive waren schnell ausverkauft, können aber online in einer Sammelnachbestellung teilweise noch geordert werden. Dafür solltet ihr am besten gleich aktiv werden und die Chance nicht verpassen.

Musikalisch ging es um 15 Uhr auf der „Rodeo Stage“ los, die neben der Ruhrpott Stage die kleinere von beiden Bühnen darstellt. Die erste Band war Zeitkonsum, die zusammen mit Swag Boy Alex die Hymne „Ruhrpott Rodeo“ in ihrem Set zum Besten gab. Auf dieser Bühnen spielten an dem Tag noch sechs weitere Bands, die innig erwartet und gefeiert wurden, wie die Cosmic Psychos und Jaya The Cat. Auch die Lokalmatadore hatten hier ihren traditionellen Auftritt und erfreuten sich eines freudig mitsingenden Publikums. Der Ausfall der Band Ho99o99 , welche zeitgleich in Konkurrenz zum Fußball Länderspiel hätte auftreten sollen, wurde kurzfristig noch exzellent von den Rodeo-Sympathisanten Knochenfabrik ersetzt bzw. für einige sogar aufgewertet, sodass trotz des Spiels der deutschen Mannschaft eine große Menge vor der Bühne zu Klassikersongs, wie „Filmriss“ ihre Biere glücklich tanzen ließen. 

Auf der „Ruhrpott Stage“ gaben sich The Pill, Misconduct, The Locos, The Chats, Fear, Millencolin und Bad Religion die Klinke in die Hand oder eher das Mikrophon weiter. Jeder Auftritt konnte durch den guten Sound auf dem gesamten Infield gut verfolgt werden. Als das regnerische Wetter uns in den überdachten Biergarten verschlug, lernten wir an den gemütlichen Tischen nicht nur schnell neue Leute kennen, sondern hatten weiterhin die Klänge der jeweiligen Band in den Ohren. Der Biergarten stellt insgesamt ein dickes Plus für den Festivalablauf dar, da dieser auch bei Sonne einen Schattenplatz bereit hielt und die durchtanzten Füße kurz ausruhen ließ.

In den Abendstunden war diese getankte Energie wichtig, um die Punkrockgrößen Millencolin und Bad Religion zu feiern. Der Platz vor der Bühne war jeweils sehr gut gefüllt, aber durch das insgesamt äußerst rücksichtsvolle Publikum und die gute Security im Bühnengraben, konnte jeder seinen musikalischen Emotionen freien Lauf lassen. Von leichtem Mitwippen, lautem Mitsingen zum „Punk Rock Song“ oder Crowdsurfen war alles dabei und sorgte für tolle Konzerte. Dass die Bands einen grandiosen Auftritt ablieferten und der Sound professionell abgestimmt war, versteht sich bei der langjährigen Erfahrung der Rodeo-Crew und den Punkrockbands von selbst. Toller erster Tag, der bis in den frühen Samstag hinein andauerte.

An den nächsten Tagen war das Infield bereits um 13 Uhr geöffnet und die Festivalbesucher*innen strömten mit ihren Wegbieren gleich zum musikalischen Start zu Montreal am Samstag oder zu The Backyard Band am Sonntag. Neben ein paar Schauern wurde das Wetter tendenziell besser und dem Verweilen im Infield sprach nichts entgegen, solang man schnell mal den Poncho zücken und wieder von sich reißen konnte. Allerdings war der Wind am Samstag so stark aufgedreht, dass z.B. die Bandbanner auf der Bühne eingezogen werden mussten, um den Auftritt und die Technik nicht zu gefährden. Nach den Wettereskapaden der letzten Festivals waren wir allerdings mehr als froh, dass das Programm nicht unterbrochen werden musste und auf dem Campground keine für uns spürbaren Dramen stattfanden. Zwar hatten wir und zahlreiche Mitcamper*innen nach dem windigen Nachmittag kein Pavillon mehr, das ansatzweise dem Bild auf der Verpackung entsprach, aber Schwund ist überall und das besonders auf wilden Festivals. ;) Neues Equipment ist für den nächsten Rodeo-Ritt schon bestellt und wird Hünxe in neuer Pracht erstrahlen lassen.

Nach dem Wetterbericht geht es zu dem Tages-Line-Up. In einem Wort: Großartig! Die „Ruhrpott Stage“ brillierte beispielsweise mit Butterwegges „tanzenden Punks“ und deutlichen Statements zum Thema Vielfältigkeit in der Gesellschaft, hin zu OXO86 mit dem sportlichen Auftritt des Sängers, der auf einem Surfbrett über das Publikum balancierte. So boten gleich die ersten drei Bands eine gute, musikalische Mischung bei der Songauswahl, der Show und den politischen Aussagen, die ein friedliches Miteinander befürworten. Hierauf folgten das Lumpenpack und Dubioza Kolektiv. Da unser ganz persönliches Highlight mit PASCOW noch kommen sollte, nutzen wir die Klänge der spielenden Bands, um uns die Essensstände genauer anzugucken. Es gab eine leckere Auswahl von angenehm fettigen Köstlichkeiten, die perfekt zum kühlen Bier harmonierten und süßen Dingen zum Nachtisch oder einfach so zum Snack. Als wir direkt unter dem Riesenrad standen, einer kleinen Wrestling-Schlammschlacht zuguckten und einen Crêpe in der Hand hielten war das Punkfestival auf einmal einem Rummelplatz mit seinen Attraktionen ganz nah und bot auf diese Weise eine klitzekleine Auszeit mit Erinnerungen an Ausflüge aus der Kindheit. Der Fruchtgummi-Stand ein paar Meter weiter setzte dem ganzen ein wohliges Sahnehäubchen auf und ließ uns zufrieden mit einer gemischten Tüte und frischem Bier wieder Richtung Hauptbühne wandeln. Denn da erwartete uns die Show von PASCOW! Richtig Bock! Die Band ließ die Rodeo-Erde beben und spielte trotz windiger Wetterlage in den besten Tönen der Abendsonne entgegen und glänzte in gewohnter Bühnenperformance. Das Publikum eskalierte fröhlich als wäre es eine kleine Clubshow, auf der nur absolute Fans anwesend sind. Die große Bühne hatte gleich danach mit den Toy Dolls den nächsten grandiosen Auftritt parat und „Nelly the elephant“ lief dem glitzernden Ruhrpott Rodeo - Einhorn stimmlich den Rang ab. Der Headlinder des Abends waren Me First And The Gimme Gimmes. Auch wenn die Show erst um 23.55 Uhr startete war das Infield noch voller begeisterter Besucher*innen, die zahlreiche Songs mitsangen bevor es die durchtanzten Füße Richtung Campgrounds zog.  

Auf der kleinen Bühne spielte neben The Melmacs, Shöck, Rasta Knast, 24/7 Diva Heaven auch der schon im Voraus heiß diskutiert Money Boy. Eine etwas andere Bandauswahl als das Rodeo Line-Up erwarten ließ, aber vor Ort gab es einige Besucher*innen, die sich die Show angesahen ohne das es fehlplatziert wirkte. Die Bühne wurde anschließend noch für Pussy Riot und Napalm Death genutzt. Auf diese Weise bot sich hier ein bunter Genre-Mix und je nach Musikgeschmack immer wieder Zeit für den Weg zum Tresen und zur Pipi-Box.

Bevor wir zum Sonntag kommen, möchten wir noch auf das Awareness Konzept des Festivals hinweisen.  Auch wenn wir das Team glücklicherweise nicht gebraucht haben und daher wenig Detailliertes berichten können, ist es uns wichtig zu sagen, dass wir die Möglichkeit sich bei Situation, in denen man sich nicht wohlfühlt problemlos Hilfe zu holen, fabelhaft finden. Bei der Bändchenausgabe gab es im Festival-Flyer gleich die Informationen dazu, sowie eine konkrete Anlaufstelle mit telefonischer Durchwahl. Dieses Stückchen Sicherheit machte das Feiern, schon durch das Wissen darüber, sorgenfreier!

Der Sonntag startete für uns mit Götz Widmann, einem immer wieder gerne auf dem Rodeo gesehen Gast, der in der Mittagssonne für beste Laune sorgte. Trotz Cannabis Legalisierungsgesetzten hatte seine Show nicht an Spritzigkeit verloren und die folgenden Konzerttermine können bedenkenlos besucht werden.

Mandelkokainschnaps haben wir diesen Sommer bereits beim kleineren „Visbek rockt“ gesehen, wobei die Band mit ihrer glitzernden Bühnen-Performance die „Ruhrpott Stage“ bis zum letzen Quadratmeter gut ausgenutzt hatte. Eine sehenswerte bunte Darbietung mit ebenfalls bunter Lebenseinstellung im Vordergrund, was wieder perfekt ins politische Spektrum des Festivals passte.

100 Kilo Herz durften danach die große Bühne abreißen und die Zuhörerschaft zum springen bringen. Die aktuelle Besetzung machte hierbei, wie gewohnt eine grandiose Show und der Spaß der Bandmitglieder ging vollkommen auf das Publikum über.

Die sonntäglichen Nachmittagsstunden wurden auf der „Rodeo Stage“ für Fleischwolf, The Meffs, Bluthund und The Magnetics genutzt. Bei jedem Gang zum Tresen erblickten wir auch dort zahlreiche Festivalbesucher*innen, die zufrieden dem Programm lauschten.

Auf der großen Bühne heizte Booze & Glory das Infield auf, bevor Dritte Wahl zum „Fliegen über´m Meer“ einlud. Bei dem sonnigen Wetter konnten die Backdrops wieder vollständig hängen, sodass innerhalb des Konzertes sogar ein Wechsel der Banner vollzogen werden konnte. Die Band konnte mit ihrem Auftritt zahlreiche Leute überzeugen, sodass bei den einzelnen Besucher*innen-Grüppchen Gespräche zu hören waren, wann für welche anstehenden Konzerte Tickets  gekauft werden.

Mit SUM 41 bot sich für viele Zuschauer*innen ein Ausflug in die Jugend, wobei die Band auch gefühlt noch genauso jung aussah, wie auf den Postern in den Teenie-Zimmern vor zig Jahren. Die Songauswahl streifte die Alben der Bandgeschichte und lud zum Abfeiern unter Einsatz von Konfetti-Kanonen ein.

Auf der „Rodeo Stage“  waren nach The Casualties die Klänge von Bob Vylan zu hören, so dass die Soundanlage auch hier dauerhaft, ansehnlich beschäftigt wurde.

Die Suicidal Tendencies waren der Headliner der „Ruhrpott Stage“ und lieferten in gewohnter US-amerikanischer Hardcore-Manier eine Actiongeladene Show ab. Die große Bühne war danach sicherlich einige Zentimeter tiefer in den Boden gerammt worden und durfte zufrieden in den Abbau geschickt werden.

Der Veranstalter Alex Schwers hat sich und den Besucher*innen mit ABER einen grandiosen Festivalabschluss beschert. Die „Rodeo Stage“ mit allem da drauf, davor und auch dahinter hätte nicht glücklicher sein können. Die Band spielte enthusiastisch ein gut ausgewähltes Set und das Publikum mobilisierte die letzten Stimmreserven für die eingängigen Textzeilen.

Schließlich sind wir Montag mehr als glücklich aus unseren Zelten gekrabbelt und mit einem wohligen Gefühl abgereist. Auch wenn die Dusch- und Spültoiletten-Ausstattung sehr komfortabel war, freuten wir uns auf die Dusche zu Hause und den Moment auf dem Sofa, wo das Ruhrpott Rodeo seine magischen Momente in eindrucksvolle Erinnerungen verwandelt, die einen die nächste Zeit im Alltag immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern!

Danke liebstes Ruhrpott Rodeo Team (Veranstalter, Musiker*innen, Securities, Helfer*innen bis hin zur gut gelaunten Tresenkraft) für diese herrliche Lebenszeit auf eurem Festival!

Bis zum nächsten Jahr!

Rock on, eure B.