Nachbericht Impericon Festival 2018

Die Festivalsaison läuft langsam an und die Festivalreporter machen ihren ersten Frühlingsausflug auf das Tagesfestival des Impericon. Zum ersten Mal sind wir am Start und waren mächtig gespannt wie sich das Eintagesfestival schlägt. Das Line-Up war bei allen 5 Locations ein Fest für alle Metalcore-Fans, aber auch angrenzende Genres waren zu Gast. Wir haben uns das Festival in München am 27. April reingezogen. Was das Problem mit dem Essen war und wie die Bands so drauf waren, erfahrt ihr im vollen Konzertbericht.

 

Veranstaltungsort war das bei den Münchnern bekannte Backstage. Kurz vor Beginn um 14 Uhr stand noch eine lange Schlange vor dem Eingang, aber alle hatten bereits ein Ticket, da das Festival restlos ausverkauft war. Der Einlass war zäh und dauerte lange, sodass die Novelists als erste Band um 14 Uhr vor einem recht kleinen Publikum spielen mussten. Das schmälerte ihre Performance natürlich nicht, aber schade für die Band und vor allem die Besucher, die eine tolle Band verpasst haben. Als die zweite Band, The Plot in You, dann auf der kleinen "Marshall Stage" anfing, waren jedoch die meisten Besucher auf dem Gelände. Überraschend nah an den Aufnahmen aus dem Tonstudio gaben sie ihre neuen und alten Songs zum Besten. Man kann von den neuen softeren Tracks halten was man will, live können die Jungs auf alle Fälle sehr überzeugen. Lediglich der Bass war am Anfang etwas zu kräftig abgemischt.

The Plot in You

Die dritte und kleinste Bühne wurde jedoch nicht für die Bands genutzt, sondern bot eine Plattform für Sea Shepherd und die Hardcore Help Foundation. ALAZKA und Silverstein spielten außerdem jeweils ein kurzes Acoustic-Set. Beide konnten die Fans überzeugen und mit einer Handvoll einfühlsamer Songs die Fans aufwärmen. Etwas enttäuschend war die Songauswahl von Silverstein, die mit Wonderwall und einem Greenday-Song und ein paar Silverstein-Songs zu wenig auf eigenes Material gesetzt haben. Aber wenn man die Kurzauftritte als kleinen Bonus sieht, kann man sich nicht beschweren.

   Silverstein

We came as Romans durften die große "Monster Stage" beackern und die Fans halfen mit. Ordentlich Stimmung konnten die Trojaner verbreiten, lediglich die Securities sorgten für etwas Unmut. Laut Impericon Mag sollten unprofessionelle Fotos kein Problem sein, die Securities waren jedoch sehr hinterher, dass alle Handys schnellstens wieder in den Taschen verschwanden. Was das sollte, können wir uns auch nicht erklären. Immerhin waren damit die ganzen Bildschirme aus dem Sichtfeld verschwunden und man konnte das Konzert genießen. Von Cold like War bis Hope schmetterten die Neuzugänge und Klassiker in bester Qualität um die Ohren. Großes Kino!

Parallel dazu fingen Polaris auf der anderen Bühne an zu spielen. Die Australier spielen in ihrer Heimat bereits ausverkaufte Shows und auch hierzulande gibt es bereits eine beachtliche Fanbase der noch jungen Band. Kein Wunder, denn sie wissen was sie da auf der Bühne tun. Souveräner Metalcore vom Feinsten, dass selbst Sänger Jamie ordentliche Pirouetten auf der Bühne dreht. Sehr melodisch ging's zur Sache, aber auch derbe auf die Fresse können die Jungs, wie sie mit Consume bewiesen haben.

Polaris

Dann standen ALAZKA auf dem Programm. Das was die Recklinghausner letztes Jahr hier schon als Vorband zu Amity Affliction gezeigt haben, war ganz klar keine Ausnahme. Der Sound stimmt, die Fans sind mit jeder Faser dabei und die Balance zwischen ihrer alten Identität Burning Down Alaska und ihrem neuen Ich ALAZKA geht unter die Haut. Die Mischung macht's wie immer, einerseits gefühlvoll durch die Songs des neuen Albums und andererseits schmetternd über die alten Klassiker hinweggebrettert. Die Interpretation der neuen Songs war besser und kam etwas ehrlicher rüber, nicht umsonst haben die Jungs Style und Namen gewechselt. ALAZKA sollte man als Fan des Genres live gesehen haben und vor allem im Auge behalten.

Alazka

Fast parallel dazu ging es auf der kleineren Marshall Stage mit Rings of Saturn etwas derber zu. Aber halt! Nur drei Musiker? Schlagzeuger, Sänger und ein Gitarrist machen noch keinen Rings of Saturn Sound - da fehlen Keyboard, Bass und die zweite Gitarre. Die wurden vom "Band" eingespielt, etwas enttäuschend, wenn man eine Band live sehen möchte. Das was live gespielt wurde, war von ordentlicher Qualität und hat ordentlich geballert. Okay, die Vocals waren teilweise schwer hörbar.

Für Essen sollte eigentlich ausreichend gesorgt sein. Doch als es dann langsam in Richtung Abendessen ging, wurde die Schlange am einzigen Imbiss immer länger. Diese Menge an Besucher erfordert eindeutig ein Umdenken vom Veranstalter. Das war durchweg der von den Besuchern am meisten kritisierte Punkt und sollte für nächstes Jahr dringend verbessert werden. Sonst braucht sich der Veranstalter nicht wundern, dass die umliegenden Supermärkte ihm einige Euro Umsatz abnehmen.

Attila

Attila sind fester Bestandteil des Genres und das merkte man in der vollen Halle schnell. Sänger Fronz pöbelte im absurden Plastiksack-Outfit und umgeschnallter Weste gleich von Beginn an drauf los. So wie sich die Band auf Platte gibt, kann man auf der Bühne auch keine lyrischen Highlights erwarten. Also Kopf aus und los geht's, denn Party gemacht haben die Jungs ordentlich. 

Silverstein haben letztes Jahr bereits einige Konzerte ausverkauft, so auch in München. Entsprechend begeistert waren die Besucher von den Kanadiern. Zugegebenermaßen nicht unbegründet, der Sound stimmte und die Songs waren mitreißend inszeniert. Die alten Hasen ließen keine Wünsche offen, von Massachusetts bis Afterglow. Klare Live-Empfehlung!

Comeback Kid

Wer Comeback Kid nicht kennt, kann kein Hardcore-Fan sein. Seit fast 20 Jahren begeistern die Kanadier ihre treue Fanbase und an diesem Abend durften sie das als Headliner auf der kleinen Marshall Stage. Erst wenn Andrew Bäche schwitzt ist er richtig in Stimmung. Klassiker wie Broadcasting und Wake the Dead ließen die Hüften genauso fliegen wie neuere Songs à la Wasted Arrows und Somewhere, Somehow. Wer's verpasst hat darf sich auf die kommende Festivalsaison freuen und das Summer Breeze oder das Endless Summer Festival ansteuern.

Als Headliner der Main Stage hatten sich Eskimo Callboy angekündigt. Die Jungs sind immer für eine Party zu haben, solange das Niveau zuhause bleibt. Keine Wünsche blieben offen, aber Überraschungen gab es ebenfalls keine. Sehr solider Auftritt der deutschen Spaß-Metalcore-Truppe. Im November habt ihr die Chance sie nochmal mit Attila in Deutschland anzutreffen.

Die Taktung der Bands sowie der Umbau waren sehr vorbildlich organisiert. Alles in Allem ein großartiger Einstieg in die Festivalsaison. Wir freuen uns jetzt nicht nur auf die kommenden Festivals, sondern auch schon auf nächstes Jahr beim Impericon Festival 2019.

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