Nachbericht Wacken 2016
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- Veröffentlicht: Mittwoch, 31. August 2016 17:37
Wacken 2016 – Weniger RAIN, more SHINE, im Großen und Ganzen...
Hachja... „Rain or Shine“ – was für ein interessantes Motto für das größte Heavy-Metal-Festival der Welt. Aus dem Wetterbericht war vor Abreise nicht mit Sicherheit zu entnehmen, wie uns der Wettergott denn nun gesonnen sein wird.
Dementsprechend auf alles vorbereitet, traten wir unsere Reise an. Wir starteten am Mittwochmorgen aus der grünen Mitte Deutschlands hoch in den windigen Norden – leider schon bei strömenden Regen, was uns nicht wirklich begeisterte. Dort angekommen hatte der Regen nur wenig nachgelassen und wir befürchteten dasselbe Schlammchaos wie im vorangegangenen Jahr. Doch im Wetterbericht hieß es, dass die nächsten Tage wettertechnisch Besserung bringen sollten.
Nichtsdestotrotz machte der Wacken-Schlamm seinem Namen alle Ehre und das Erreichen des richtigen Campgrounds und das Finden unseres Camps stellte sich als schwierig heraus, wenn man nicht gerade einen Geländewagen besaß. Jedoch hatte der Regen etwas nachgelassen, daher konnte man sein Zelt im Trockenen aufstellen – diese Hoffnung hatten wir schon fast aufgegeben. Wie ich mir sagen ließ, war das aber alles nichts im Vergleich zum Vorjahr.
Und dann ging es auch schon in Richtung Infield. Für mich als Wacken-Neuling war allein der Anblick des Eingangs schon recht beeindruckend, welcher natürlich größer ausfällt als der Eingangsbereich der kleineren Festivals, die ich persönlich bis jetzt besucht habe.
Am Mittwoch waren nur die kleineren Bühnen geöffnet, wie die Beergarden Stage, die Wackinger Stage und natürlich das Zelt mit der W.E.T- und der Headbangers-Stage. Auf letzterer wurden wir von Miles to Pardition in Empfang genommen, luxemburgischer Melodic-Death-Metal. Sie wurden als die wohl schnellste Band aus Luxemburg vorgestellt. Diesem Ruf wurden sie gerecht, sie haben eine starke Show abgeliefert.
Das nächste Ziel, das Wackinger-Village musste aufgrund eines Wolkengusses zwar warten, aber nicht lange. Dort angekommen wurden wir von mittelalterlichen Ständen empfangen: man konnte u.a. mit Bogen und Armbrust schießen und Äxte werfen. Hierbei konnte man sich mit seinen Freunden messen und zeigen, wer der Beste ist. Aus der Mitte des Dorfes erklangen laute Motorsägegeräusche. Hier waren Künstler am Werk, die aus großen Baumstämmen Skulpturen formten, von Adlern über Eulen bis hin zu dem bekannten Wackenschädel. Zwischendurch wurde man unter anderem vom Dudelsackspiel der Red Hot Chilli Pipers unterhalten oder dem Piratenrock von Mr. Hurley und die Pulveraffen.
Eher am Rand des Dorfes konnten wir die Wasteland-Stage bewundern, welche abends eine beeindruckende Feuershow bot. Alles im Endzeitstil gehalten wimmelte es hier von kostümierten Darstellern und man fühlte sich wie in einem der Mad-Max-Filme.
Den späteren Abend ließen wir ruhig im Camp ausklingen, um bereit für den Rest zu sein, den das Wochenende zu bieten haben würde.
Der Donnerstag wartete zunächst mit gutem Wetter auf, das sich auch fast über den ganzen Tag hielt, nur hin und wieder ein kleiner Regenschauer.
Mein erstes Ziel an diesem Tag war der Playstation-Truck, hier wurde die Playstation VR vorgestellt. Es war ein sehr interessantes Erlebnis, sich in virtuellen Realitäten zu bewegen, obwohl es schon komisch war, dem Festivalalltag auf diese Weise zu entkommen.
Anschließend ging es ins Zelt zum Horrorpunk von The Other und ein wenig Beatdown von Nasty.
Dann war es an der Zeit, dem Pressebereich einen Besuch abzustatten, welcher sehr schön designt war mit einem Metallstier und riesigen Gitarren aus Metall – sehr eindrucksvoll. Dort lief uns auch spontan der dunkle Parabelritter über den Weg, der gerade vom Fantreffen unterwegs war zu einem Interview.
Auch die Shoppingmeile hatte einiges zu bieten. Neben den ganzen Essensständen gab es von T-Shirts, Kutten und Patches über Schmuck alles, was das Metallerherz begehrt bis hin zu Wacken-Dog-Tags, bei denen man sich die Prägung frei aussuchen konnte.
Dann war es nun auch schon so weit: Iron Maiden würden bald die Bühne betreten, doch für Freunde der etwas härteren Gangart gab es erstmal Black Dahlia Murder auf der Headbanger-Stage, deren Melodic Death Metal ordentlich zum Headbangen und Moshen einlud.
Aber nun auf zum Headliner des Festivals. Iron Maidens Auftritt auf dem Wacken war das Finale einer Tour mit unglaublichen 72 Shows rund um die ganze Welt. Sie spielten in 36 Ländern auf sechs Kontinenten über sechs Monate hinweg. Mit der Tour priesen sie ihr neuestes Album, „The Book of Souls“, an, was für die Show bedeutete, dass dieses auch fast komplett gespielt wurde. Bei einem Auftritt über zwei Stunden hieß das natürlich nicht, dass man die bekannten Klassiker missen musste. Iron Maiden lieferten eine grandiose Show, begleitet von riesigen, unglaublich aussehenden, aufblasbaren Figuren im Hintergrund. Es gab einen riesigen Eddy und zu „Number of the Beast“ wachte ein großes gehörntes Monster über die Bühne. Diese waren Teil des ständig wechselnden Bühnenbildes, stets passend zu den Songs. Doch nicht nur die Bühne änderte stets ihr Aussehen, auch Frontmann Bruce Dickinson konnte mit nicht wenigen Outfits aufwarten. Alles in allem ein würdiger Abschluss einer riesigen Tour.
Das Highlight nach dem Highlight des Tages war dann das Gedenken an eine musikalische Legende, Ian Fraser Kilmister oder besser bekannt als Lemmy, Sänger und Bassist von Motörhead. Dieser verstarb vor etwas über einem halben Jahr und ihm wurde vor großem Publikum noch einmal die letzte Ehre erwiesen mit bewegenden Bildern und Videoaufnahmen aus seinem Leben. Das Ganze wurde begleitet vom Gestell eines Flugzeuges, das mit Scheinwerfern bewaffnet Manöver auf der Bühne flog.
Damit ging ein unterhaltsamer Donnerstag zu Ende.
Es folgte ein recht sonniger Freitag, was alle sehr erfreute. Trotzdem war vor der Partystage zu Equilibrium nur ein See vorzufinden, was mich aber wenig überraschte. Die Show war super, die Stiefel dicht, also kein Problem.
Nach einer kurzen Pause ging es dann zu den großen Bühnen, wo gleich zwei meiner Highlights dieses Festivals spielten. Angefangen mit Eluveitie, zwar ohne Anna Murphy, wie ich feststellen musste, aber das hat dem Sound der Band nicht geschadet. Die weiblichen Gesangsparts wurden von einer Gastsängerin übernommen.
Und dann war es soweit: Bullet for my Valentine. Sie waren die erste Band, die ich jemals auf einem Festival gesehen hatte und jetzt, fast 10 Jahre später, finde ich ihre Liveauftritte immer noch genauso großartig. Egal, ob neue Songs oder Klassiker, ihre Auftritte machen einfach Spaß.
Auf der großen Bühne folgte nun Blind Guardian, mich jedoch zog es ins Zelt, dort spielte nämlich 1349, norwegischer Black Metal. Später gab es noch etwas Stoner von Red Fang und abschließend von Caliban auf die Ohren.
Testament, eine der letzten Bands an diesem Tag, musste für uns leider ausfallen, denn der nächste Tag sollte früh starten.
Der Samstag wurde eröffnet von einem wunderbaren Platzregen, der den fast schon getrockneten Schlamm auf den Hauptwegen des Zeltplatzes wieder zu altem Glanz brachte – großartig. Davon lässt man sich aber nicht abhalten, also ging es zur Mittagszeit vor die Blackstage zu Dragonforce. Warum diese Powermetal-Größe zu so einer unchristlichen Zeit spielen mussten, verstehe ich zwar nicht, aber das Tat der Sache keinen Abbruch. Trotz der frühen Stunde hatte es viele aufs Infield gelockt, um die Show zu genießen. Es hat sich gelohnt, denn Dragonforce ist immer sehenswert.
Nach einem kurzen Abstecher zu Devildriver war es dann höchste Zeit, dem Biergarten mal einen Besuch abzustatten. Hier gab es biergartentypisch eine Menge überdachte Holzbänke und –tische, das Ganze gekrönt von einer kleinen Bühne, der Beer Garden Stage, auf der viele verschiedene Bands spielten, manche auch fast jeden Tag. Dazu zählten Bands wie Blechblosn, Knasterbart, The O'Reillys and the Paddyhats und die Feuerwehrmänner W.O.A Firefighters. Jedoch der eigentliche Grund, der mich hierher zog, war der Auftritt von The Goddamn Gallows. Was die Kerle nun genau für Musik machen, kann ich gar nicht beschreiben, sie werden mit „Hobocore“ oder „Gypsy-Punk“ beschrieben. Was das nun heißt? Im Endeffekt sieht man ein paar sehr verrückt aussehende Typen auf der Bühne, die Ähnlichkeit mit Zigeunern oder Landstreichern hatten, bewaffnet mit Gitarre, Kontrabass, Akkordeon und so einigen anderen Instrumenten, die im Zusammenspiel einen sehr interessanten Sound erzeugten – muss man zumindest mal gehört haben.
Der Abschluss des Festivals für mich war dann die Band Clutch, die mit ihrem groovigen Stoner und Blues Rock eine super Show ablieferten. Danach hieß es für mich als Fahrer aber, am nächsten Tag fit zu sein, also auf zurück zum Camp.
Für den Rest ging es weiter mit Twisted Sisters und danach Parkway Drive und Arch Enemy, die wohl einen pompösen Abschied geboten haben müssen mit Flammen und Feuerwerk. Das habe ich leider verpasst.
Am nächsten Morgen hieß es, wie am Ende jedes Festivals, alles zusammenpacken und nichts wie weg, leider machte der Matsch uns da einen gehörigen Strich durch die Rechnung, denn viel weiter als Autozurücksetzen war erst einmal nicht drin. Wir bildeten damit schon das Ende einer Schlange, die sich für die nächsten ein bis zwei Stunden nicht bewegen sollte. Es waren wohl zahlreiche Traktoren im Einsatz, um festgefahrene Autos aus dem Schlamm zu ziehen, aber irgendwann ging es dann voran und wir konnten endlich die Heimreise antreten.
Fazit:
Was sagt man nun zum Wacken 2016? Den Titel größtes Heavy-Metal-Festival der Welt hat es sich wohl verdient, denn sowohl was die Menschenmassen angeht als auch die Stände und vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten, hab ich selten etwas vergleichbares gesehen. Die Gestaltung des Infields und der Bühnen kann man nur mit "beeindruckend" beschreiben. Angefangen von einem riesigen trojanischen Hirsch, in dessen Bauch Jägermeister ausgeschenkt wird und von dem man einen wunderbaren Blick auf die Hauptbühnen hat über ein ganzes Dorf im Mittelalterstil und dem wunderschön gestalteten Pressebereich, bis hin zu dem riesigen, feuerspuckenden Kuhschädel zwischen den Hauptbühnen ist das Wacken ein Erlebnis, welches jeder Rock- und Metalfan einmal in seinem Leben mitgenommen haben sollte.
Jedoch sind auch nicht alle Aspekte vom Wacken nur gut. Angefangen vom wohl immerwährenden Schlamm, den kann man dem Festival zwar nicht wirklich vorhalten, jedoch sind Festivals auf Flugplätzen und ähnlich festeren Untergrund weitaus angenehmer bei schlechtem Wetter, aber naja, der Schlamm gehört halt dazu.
Als weitaus größeres Problem empfinde ich die Geldfrage. Ist es einem den schon immensen Ticketpreis wert? Auch auf dem Gelände wird es ja nicht viel günstiger, bei Preisen von 4 € für ein 0,4er Bier – das habe ich auf anderen Festivals schon weitaus günstiger gesehen. Die restlichen Speisen waren auch etwas preisintensiver, aber vergleichbar mit anderen Festivals und die Angebotsvielfalt ließ auch keine Wünsche offen.
Es hat mir sehr gut gefallen auf dem Wacken, aber es muss wohl jeder selbst entscheiden, ob es einem das Geld wert ist, gerade in Anbetracht der Preissteigerung um weitere 30 € im nächsten Jahr.
Die Bandvielfalt auf dem Wacken ist immerhin reichlich und die Headliner sind definitiv jedes Jahr sehenswert und das ist doch das, worauf es ankommt oder?