Nachbericht Wacken 2012

10 Bühnen, … Bands, 100.000 Besucher – so lässt sich Wacken 2012 in Zahlen zusammenfassen. Nach den schlammschlachten der letzten Jahre guckten alle Wacken-Besucher natürlich umso häufiger, was der Wetterbericht für sie an diesem Wochenende bereithielt. Die Wacken-Crew selbst versuchte etwaigen Zweiflern mit dem Motto „Rain or Shine“ den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dennoch ließen sich Beeinträchtigungen durch das wechselhafte Wetter nicht vermeiden. Die Besucher wurden gebeten, nicht vor Dienstag anzureisen, um das Gelände zu schonen. Alle  Vorsichtsmaßnahmen konnten dennoch nicht verhindern, dass das Gelände am Freitag nach einigen Regenschauer in Schlamm regelrecht versank. Auf Gegenmaßnahmen seitens der Veranstalter, um die Schlammmassen etwas einzudämmen, konnten die Besucher dagegen vergeblich warten. Einige Festivalbesucher sahen sich so gezwungen, bereits Samstag wieder abzureisen – was definitiv nicht im Sinne des Veranstalters sein konnte.

 

Donnerstag

Sepultura (Black Stage) 17:30-18:45

Die brasilianische Metalband Sepultura reiste beim diesjährigen Wacken Open Air zusammen mit „les Tambour du Bronx“ an, die die Band durch Trommeln auf Blechtonnen kräftig unterstützten. Vor allem Klassiker wie „refuse/resist“ und „Roots bloody Roots“ entfalteten durch die rhythmische Unterstützung eine besondere Wirkung. Auch die eigenen Lieder von „Les Tambour du Bronx“ sorgten für gute Stimmung. Songs des neuen Sepultura-Albums gingen da vergleichsweise etwas unter. 

U.D.O (True Metal Stage) 19:00-20:30

U.D.O nutzten ihren Auftritt, um ihr 25-jähriges Bandjubiläum und den 60. Geburtstag des Urgesteins Udo Dirkschneider kräftig zu feiern. Da im Vorfeld einige Special Guests angekündigt worden waren, war man umso gespannter auf den Auftritt. Die Band legte mit einigen neueren Liedern los, die beim Publikum gut ankamen. Zum Überkochen kam die Stimmung allerdings erst bei Accept-Klassikern wie „Metal heart“., Als Gäste gaben sich Doro Pesch (die fast ihren Einsatz verpasste), Mr. Lordi in voller Monstermontur sowie die ehemaligen Band-Mitglieder Mathias "Don" Dieth, Andy Susemihl und Thomas "Bodo" Smuszynski die Ehre. Zudem übernahm Dirkschneiders Sohn für vier Songs das Schlagzeug. Auch wenn Udos Stimme verständlicherweise nicht mehr dieselbe Kraft wie früher aufweist und er teilweise etwas angestrengt klingt, lieferte er dennoch einen rundherum guten Auftritt ab, was nicht zuletzt auch an den zahlreichen Gästen lag.

Chthonic (W.E.T. Stage) 20:05-20:40

Auch der taiwanischen Band Chthonic statteten wir einen kurzen Besuch ab, waren sie uns doch vom Rockharz noch gut bekannt. Im Gegensatz zum Rockharz durfte die Band hier Abends auftreten und auch publikumstechnisch hatten sie hier die besseren Karten, da es vor der Bühne proppevoll war. Die Taiwander lieferten einen ordentlichen und professionellen Auftritt ab – man merkt, dass sie nicht erst seit gestern auf der Bühne stehen. Ein Highlight bildete darüber hinaus der Auftritt des Turisas-Geigers Olli Vänskä.

Saxon (Black Stage) 20:45 – 22:15

Nun ist es an der Metallegende Saxon die Black Stage zum Beben zu bringen, was ihnen mit Klassikern wie „Crusader“ und „Wheels of Steel“ auch gut gelang. Alle hatten eine gute Zeit, außer vielleicht die Security im Bühnengraben, die mit zahlreichen Crowdsurfern alle Händer voll zu tun hatten.

Volbeat (True Metal Stage), 22:30 -  00:00

Danach ging es weiter zur True Metal Stage, wo sich am späten Abend die dänische Metalband Volbeat als Headliner die Ehre gaben. Die Band ist für ihre Mischung aus Metal, Rock’n’Roll, Punkrock, Country und Blues bekannt. Das letzte Album „Beyond Hell/ Above Heaven“ liegt bereits zwei Jahre zurück. Nachdem Ende 2011 der Ausstieg von Gitarrist Thomas Bredahl bekannt gegeben worden war, waren viele natürlich auf den Auftritt der Band gespannt. Inwieweit der neue Gitarrist Hank Sherman zur Band passt oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Band selbst bot an diesem Abend eine gute Mischung aus ihren letzten vier Alben. Ein Highlight des Auftritts bildeten natürlich die Gastauftritte von Mille Petrozza (Kreator) und Mark Greenway (Napalm Death), die beide die Passagen live sangen, die sie auch beim Album „Beyon Hell / Above Heaven“ übernommen hatten. Zudem gab es auch einen kleinen Vorgeschmack auf das nächste Album, auf das sich die Fans leider bis 2013 gedulden müssen. Auch wenn der Sound nicht zu jeder zeit des Auftritts optimal war, hatten die Fans vor der Bühne ihren Spaß und feierten was das Zeug hielt.

Freitag

Endstille (Black Stage) 11:00-12:00

Über ihre frühe Spielzeit waren Endstille bestimmt nicht gerade erfreut, aber sie ließen sich nichts anmerken. Im Gegenteil, sie versuchten der frühen Stunde noch etwas Gutes abzugewinnen und benannten ihr „Frühlingserwachen“ kurzerhand in „Frühstückserwachen“ um. Mit immer besser werdendem Sound nahm auch die Stimmung unter den bereits zu dieser frühen Stunde zahlreich erschienenen Fans zu. Was gibt’s auch Besseres als Endstille um wach zu werden und den Kater vom Vortag zum Teufel zu schicken? Alles in Allem ein runter Auftritt.

Sacred Reich (True Metal Stage) 12:15-13:15

Auch die Trash-Metaler von Sacred Reich sind wohl nur selten gezwungen, so “früh” aufzutreten. Aber was man für einen Auftritt beim Wacken Open Air nicht alles auf sich nimmt. Aber auch hier ließen es sich die Fans nicht nehmen, zahlreich zu erscheinen. Songs wie „I don’t know“, „American Way“ oder das Black Sabbath Cover „War Pigs“ sorgten für Stimmung.

Dimmu Borgir & Orchestra (Black Stage) 21:00-22:30

Samt Orchester und Chor versammeln Dimmu Borgir eine nicht unbeachtliche Menschenmenge auf der Bühne. Da sie auch „Abrahadabra“ zusammen mit einem Orchester aufgenommen haben, werden entsprecchend viele Songs von diesem Album gespielt. Auch wenn diese Lieder in Zusammenspiel mit dem Orchester erst ihre besondere Wirkung entfalten, kommen vor allem ältere Lieder wie „Vredesbyrd“ oder „Progenies Of The Great Apocalypse“ beim Publikum gut an. Unterstützt wurde die Band zudem durch eine beachtliche Pyroshow (nicht ganz ungefährlich angesichts der großen Anzahl von Holzinstrumenten auf der Bühne).

In Flames (True Metal Stage) 22:45-00:15

Bühnentechnisch schossen In Flames den Vogel ab. Neben einer beeindruckenden Lichtshow sorgte schon der Bühnenaufbau für großes Staunen. Bei „Cloud Connected“ standen die Bandmitglieder auf verschiedenen Ebenen eines großen Gerüsts. Bei „Only fort he weak“ war kaum jemand im Publikum zu finden, der sich nicht fröhlich hüpfend dem Lied hingab.

Samstag

Paradise Lost (Party Stage) 14:00-14:45

Im Vergleich zu früheren Auftritten der Band, wirkten die Engländer beim diesjährigen Wacken wesentlich spielfreudiger als sonst. Scheinbar haben sie gemerkt, dass man sich durch wie Pflichtauftritte wirkende Konzerte nicht gerade in die Herzen der Fans spielt. Sie gaben Songs wie „One second“, „Fear divides us – Death unites us” und “Say just words” zum Besten.  

Cradle of Fear (Black Stage) 18:45-19:45

Cradle of Filth versuchen an diesem Abend trotz brennender Sonne zu beweisen, dass sie ihrem Ruf als schlechte Live-Band nicht gerecht werden. Musikalisch zu bieten haben die Engländer eine Auswahl ihrer besten Lieder. Darunter Songs wie „Her Ghost In The Fog”, „The Forest Whispers My Name” oder „Cruelty Brought Thee Orchids”. Kein Wunde, dass die Stimmung vor der Bühne auch entsprechend ausgelassen ist.

Scorpions (Black Stage) 21:30-23:00

Die Scorpions, die an diesem Abend ihren Platz mit Amon Amarth getauscht haben, befinden sich derzeit bekanntlich mal wieder auf ihrer Abschiedstour. Da man sich nicht sicher sein kann, ob man irgendwann noch einmal in den Genuss kommt, die Hannoveraner live zu erleben, ist es vor der Bühne knackevoll. Mit LED-Leinwänden, Licht- und Pyroshow versuchen sie den Fans auch optisch etwas zu bieten. An Lautstärke wurde hingegen etwas gespart. Auch wenn es sich im Laufe des Konzerts etwas bessert, kommen die Scorpions lautstärketechnisch nicht an ihre Vorgänger des Abends ran. In der Songauswahl ist alles dabei von soft bis hart: von „The Zoo“, „Coast to Coast“ über „Rhythm of Love“ und „Raised on Rock“ hin zu „Dynamite“ und „Big City Nights“. Abgerundet wurde das ganze durch die Ballade „Still loving you“ und „Rock you like a Hurricane“. Getrübt wurde der Auftritt allerdings durch wieder einsetzenden, nicht gerade leichten Regen.

Machine Head (True Metal Stage) 23:15-00:30

Angesichts der Schlammmassen die sich mittlerweile vor den Bühnen angesammelt haben, fällt es schwer, sich noch einmal aufzuraffen. Aber wer wäre es mehr wert als Machine Head. Und die Amerikaner enttäuschten wie immer nicht. Neben Klassikern wie „Old“, „Imperium“ und Aesthetics of Hate“ kamen natürlich auch Songs des neuen Album, wie „Locust“ und „I am hell“ (mit dem die Band das Konzert eröffnete). Gemessen an anderen Bands wie In Flames haben sich Machine Head bühnentechnisch etwas zurückgehalten und setzten vor allem auf Beleuchtung und eine kleine Pyro-Show. So blieb der Fokus ganz und gar auf der Musik.

Watain (Party Stage) 00:45-01:45

Ganz so voll wie bei Machine Head ist es bei Watain bei Weitem nicht. Obwohl die Schweden wieder an nichts gespart haben und alles an Reliquien und umgedrehten Kreuzen auf die Bühne geschafft haben, was für Ritual notwendig ist. Aufs Schweineblut haben sie – glücklicherweise? – dieses Mal verzichtet. Watain liefern auf jeden Fall wieder eine sehr gute Show ab und bilden so ein weiteres Highlight des Abends. 

Das war‘s dann auch schon mit dem Wacken Open Air 2012. Wie immer war es sehr voll, laut aber von den Bands unübertroffen. Wir hatten ein geniales Wochenende, dass nur durch den Dauerregen und die damit verbundenen Probleme auf dem Campinggelände getrübt wurde. Hier gibt es noch Verbesserungspotential. Bleibt zu hoffen, dass der Wettergott dem Festival 2013 wieder es wohler gesonnen ist.