Nachbericht Summer Breeze 2005

Sonnenschein, klasse Bands und eine entspannte Atmosphäre erhoffte ich mir vom diesjährigen Summer Breeze. Doch vor allem der Wettergott und diverse organisatorische Probleme zerstörten diesen Traum.

Als wir am Donnerstag endlich das beschauliche Dörfchen Abtsgmünd erreichten, erleichterten uns die sommerlichen Temperaturen und strahlend blauer Himmel das Warten an der Bändchenausgabe. Mit Pressepass in der Hand ging es dann auf zum Campingplatz. Nach zehnminütiger Fahrt um den Ort herum, an dem Einlass zum Campinggelände angelangt, zeigte uns eine etwas verwirrte, jedoch freundliche Einweiserin den Weg zum Zeltplatz vom Einlass noch einige hundert Meter entfernt). Dort erwartete uns jedoch das pure Chaos. Kein Ordner weit und breit zu sehen und so mussten wir selbst einen Weg über den Acker finden. Aber bereits nach wenigen erfolglosen Runden gaben wir die Suche nach einer freien Stelle auf. Wieder zurück bei der Einlasskontrolle: „Kein Problem. Viel frei. Fragt doch die Ordner unten, die zeigen euch wo ihr hin müsst“ und ähnliche Sprüche waren erneut zu hören. Gutgläubig starteten wir dann den zweiten Versuch. „Einweiser, klar“, dachten wir uns, erneut im Chaos stehend. „Im Versteckspielen haben dies echt drauf“. Erneut umdrehen und nach einer besseren Möglichkeit Ausschau halten. Glücklicherweise durften wir auf der Wiese eines nahe gelegenen Bauernhofes zelten und sogar die Toiletten der Hausbesitzer benutzen. Immer noch von dieser Freundlichkeit erstaunt, ging es dann endlich Richtung Festivalgelände um erste Bands zu sehen. Nach 45 Minuten Fußmarsch erreichten wir dann die Location. Unterwegs sahen wir etliche verdutzte Camper, die ebenfalls einen Platz für ihr Zelt suchten. Da anscheinend noch mehr Leute dieses Problem hatten, sollten sich die Veranstalter Gedanken über die Organisation des Campinggeländemachen(bzw. über das (nicht?)vorhandene Personal).

Durch diese Unannehmlichkeiten verpasste ich leider den Auftritt von Final Breath und ein paar anderen Bands und so stellten Impious kurz nach vier meine persönliche Eröffnung des Festivals dar. Sie spielten engagiert ihre Mischung aus Death und Thrash und konnten zumindest Teile der Anwesenden zum Mitnicken bewegen. Solide, jedoch nichts Besonderes.

Die Hard Rocker Pink Cream 69 wirkten etwas deplaziert, taten jedoch ihr Bestes um die Meute für sich zu gewinnen, was dank einer etwas härteren Setlist zusehends auch gelang.

Danach war es Zeit für einen der seltenen Europaauftritte von Macabre. Sie zelebrierten ihren „Murder Metal“ meisterlich, die Setlist umfasste ältere sowie neuere Stücke und die herrlich schrägen Ansagen taten ihr Übriges um das Publikum zu begeistern. Einzig etwas seltsam erscheint der Fakt, dass fast die Hälfte der besungen Serienkiller aus Deutschland stammt.

Irgendwie erinnerte mich die Szenerie bei Schandmaul an ihren Auftritt beim letztjährigen Summer Breeze: blauer Himmel, viele Menschen vor der Bühne, tolle Stimmung, gleiche Show.

Völlig überraschend zockten hingegen God Dethroned. Dermaßen tight und kraftvoll präsentierten sie ihr Death Metal Gebräu, dass nicht wenigen die Kinnlade herunterklappte. Der Rest bangte sich ins Nirvana. Eine der besten Performances des gesamten Wochenendes!

Wegen einem kleinen alkoholischen Zwischenfall meiner Begleitung verpasste ich leider Amon Amarth, Ektomorf, Therion sowie Haggard. Nach Schilderungen der restlichen Anwesenden spielten alle eine souveräne Show.

Freitag begann erst gegen 14 Uhr mit Nocte Obducta, da sich ein früheres Antreten des langen Weges zur Bühne kaum bewerkstelligen ließ (Ausschlafen, Frühstücken, Rumliegen…). Die Band präsentierte sich wesentlich fitter als ich mich fühlte und schaffte es trotz Sonnenlicht eine dunkle Atmosphäre zu erschaffen. Jedoch besteht weiterhin das Problem, dass die Songs live nur zünden, wenn man sie schon kennt.

Krisiun zerstörten zwar mit ihrer höllischen Geschwindigkeit alles, langweilten durch die monotonen Lieder leider auch genauso schnell. Viel erfrischender hingegen wirkte der Reggae-Metal Mix von Skindred, denen man die Spielfreude sichtlich anmerkte und stellten so eine tolle Überleitung zu den Emil Bulls dar. Die wiederum rockten was das Zeug hielt und konnten im Laufe des Sets immer mehr skeptische Metaller für sich gewinnen (u.a. durch das doomig gespielte Megadeth Cover „Symphony of Destruction“). Rundum überzeugend.

Technisch hervorragend langweilten sich Norther während ihres eigenen Auftritts halb zu Tode. Entweder braucht hier jemand dringend ne Pause oder sie versuchten finnische Kälte neu zu definieren. Die Fans störte das wenig und so feierten sie trotzdem.

Die innovativste Show boten die Apokalyptischen Reiter, indem sie auf der Bühne eine Hüpfburg errichteten und Fans darin herum springen ließen. Diese hatten genauso viel Spaß wie das anwesende Publikum (ok, bisschen mehr wahrscheinlich doch). Das krasse Gegenteil stellten anschließend Behemoth dar: majestätisch, erhaben und zerstörerisch wie ein Schlachtkreuzer. Während Dark Tranquilty und Atrocity mussten wir leider zum Zelt, da sich das Wetter stark verschlechtert hatte und deshalb regentauglichere Kleidung unentbehrlich war. Pünktlich zurück erwartete mich mit Opeth das Highlight des Festivals auf der Hauptbühne. Gänsehaut Atmosphäre, geniale Songs, wundervoll gespielt und ein prächtig aufgelegter Mikael Akerfeldt garantierten beste Unterhaltung. Wie zu erwarten entfernten sich einige Zuhörer, denen die langen Songs einfach zu viel waren. Negativpunkte stellten jedoch die Setlist, welche bis auf „Demon of the Fall“ nur aus Songs neuerem Datums bestand, sowie die idiotischen Crowdsurfer dar, die selbst bei dem akustischen „To rid the Disease“ keine Pause einlegen konnten, wirklich nervig gerade in den vorderen Reihen.

Zu Exploited ging man Bier holen. In Extremo zogen die größte Menschenmenge vor die Bühne und überzeugten mit einer souveränen Show als Freitags’ Headliner. Vor allem die Pyro-Effekte setzen immer noch Maßstäbe (von Rammstein mal abgesehen).

Wintersun beendeten den zweiten Festival Tag und entließen nach einem gelungen Gig das Publikum Richtung Campinggelände.

Regen prallte gegen das Zelt, langsam quälte man sich auf, ein denkbar schlechter Beginn für den letzten Tag. Der Wettergott kannte trotzdem kein Erbarmen und ließ die Wolkendecke durchgehend geschlossen. Schlamm bedeckte mittlerweile fast das gesamte Gelände und selbst die Sägespäne, welche extra ausgelegt wurden, änderten daran nicht viel. Vielleicht erschienen deshalb so Wenige vor der Pain Stage.. Die Anwesenden störten sich an dem Matsch nur wenig und so bangten sie zur klasse Performance von Disbelief sogar mit Regenschirmen.

Bei Caliban durften sich Metalcorler endlich in einer Wall of Death gegeneinander werfen und trotz Regen gelang es der Band die Meute zum gepflegten Pogo zu animieren.

„Lustlos“ beschreibt am besten den Auftritt von The Vision Bleak. Sie spielten routiniert Songs von ihren beiden Alben ohne wirkliche Höhepunkte. Ganz anders präsentierten sich Such a Surge und stellten für mich die positive Überraschung des Festivals dar. Engagiert und von der Setlist auf härtere Stücke beschränkt, schafften sie es immer mehr Menschen vor die Bühne zu ziehen. So schlug die spürbare, anfängliche Skepsis schnell in Begeisterung um.

Durchnässt zog ich mich mit meiner Freundin erstmal ins trockene Pressezelt zurück und erst zu JBO verließen wir selbiges wieder. Diese bestätigten mit ihrer Spaßmusik, dass sie als vorletzte Band auf der Main Stage nichts zu suchen hatten und der Platz lieber an ehrlich gemeinte Musik hätte vergeben werden sollen. Bierzeltmusik kann man ja auch zuhause zz genüge hören. Der Headliner Lacuna Coil wirkten ebenfalls deplaziert und so fand sich, verglichen mit den anderen Hauptacts, die kleinste Menge vor der Bühne ein. Stimmlich nicht auf der Höhe und optisch weit weniger ansprechend als immer beschrieben, konnte selbst die Sängerin nicht überzeugen. So war die für mich letzte Band des Wochenendes leider doch ein ziemlich öder musikalischer Abschluss.

Die Abfahrt am Sonntagmorgen funktionierte problemlos und trotz eines im gesamten sehr guten Line Ups, sowie deutlich besserem Sound als im Vorjahr, müssen die Organisatoren nächstes Jahr doch einige Kritikpunkte stark verbessern. Vor allem das Campingsplatz-Chaos darf bei der Masse an Leuten (komplett ausverkauft) einfach nicht passieren und so sollte man vielleicht die maximale Kartenanzahl senken, falls sich das Problem nicht anders beheben ließe. Unter diesen Umständen werden wir nächstes Jahr jedenfalls lieber andere Veranstaltungen besuchen. (sg)